Franz Steinmaßl Links abgebogen Ich sehe uns heute noch sitzen, den Hannes Hiesimayr, den Hans Freimüller und mich. Wir saßen im Zimmer der beiden auf ihren Betten und besprachen die Verbesserung der Welt. Es muss in meiner dritten HAK-Klasse gewesen sein, wir waren so um die siebzehn Jahre alt, und wie überhaupt sich unser Gespräch auf dieses Thema hinbewegt hat, weiß ich nicht mehr. Aber es war schon so: Die Nöte der Welt und wie sie zu lösen wären, das war damals schon ein Thema, und die Schwerpunkte wa ren der Vietnam-Krieg und das, was man da mals in kritischen Kreisen als „Dritte Welt" zu entdecken begann. Hier richtete sich die Auf merksamkeit zunehmend auf Lateinamerika, die brutalen Diktaturen dort und die entste hende Befreiungstheologie. So ungefähr in diesem Radius hat sich un ser Gespräch an diesem Abend bewegt, und unausgesprochen gingen wir dabei von zwei gemeinsamen Grundüberzeugungen aus: Wir kamen erstens aus einem christlich-katholi schen Hintergrund und hatten begonnen, un seren Glauben als Auftrag zur Verbesserung der Welt zu verstehen, ein Gedanke, der der Generation unserer Eltern noch völlig fremd gewesen war. Und wir waren zweitens davon überzeugt, dass die Welt mit der richtigen mo ralischen Einstellung im Verbund mit den bes seren Argumenten wirklich besser = gerechter gemacht werden konnte. Die Suche nach einem Ort Die weise Einsicht dieses Abends war: Die Probleme sind riesengroß, und unser Wissen ist demgegenüber zu klein. Also beschlossen wir, uns auf die Suche nach einem Ort, hier in Steyr, zu machen, um unser Wissen zu vertie fen und so der Weltverbesserung einen Schritt näher kommen zu können. Und diesen Ort fanden wir tatsächlich: Es war das damals recht junge Jugendzentrum PID in der ebenfalls noch jungen Pfarre St. Jo sef auf der Ennsleite. Bis zu diesem Abend hatte meine „Politisie rung aus dem Glauben" (ich weiß, das klingt vielleicht blöd, aber mir fällt beim besten Wil len nix Gscheiteres ein!) schon einen längeren Weg zurückgelegt. Da waren mehrere Ent wicklungen nach-, hinter- und nebeneinander gelaufen, und ob ich die jetzt alle in die richtige Reihenfolge bringen kann, da bin ich mir nicht so sicher, aber ich probiere halt: Schon seit dem Konzil lag etwas in der Luft, wobei das II. Vatikanische Konzil selber gänz lich an uns einfachen Katholiken vorbeigegan gen ist, da sind nur die Überschriften bei uns angekommen, und darunter konnte sich nie mand etwas vorstellen. Aber es muss um 1967 gewesen sein, dass die ersten rhythmischen Kirchenlieder bei uns aufgetaucht sind. Dass sie die Übertragungen traditioneller amerika nischer Spirituals bzw. Gospels waren, haben wir gar nicht überrissen, aber sie hatten den Rhythmus und das Feuer unserer neuen Rockund Pop-Musik - und die Älteren regten sich furchtbar darüber auf. Das machte sie unge fragt zu „unserer" Musik. Also sangen wir, noch außerhalb von Gottesdienst und Kirchenmau ern „Ja wenn der Herr einst wieder kommt" oder „Kommt, sagt es allen weiter...". Einen besonderen Stellenwert unter die sen neuen Liedern hat in meiner Erinnerung „Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr...", eigentlich ein ganz schlichtes Liedl der Sceur Sourire, das aber bereits in seiner ersten Zei le
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