Franz Haidinger Die Kleingruppe als Prinzip und Zentrum 1968 wurde ich Religionslehrer in der HTL Der Seelsorger der KSJ, der Katholischen Stu dierenden Jugend, Dr. Josef Janda, besuchte mich und trug mir auf, unter den HTL-Schülern Jugendarbeit aufzubauen. Ein bedeutender Impuls für diese Art des Jugendzentrums kam für mich aus einem Gruppendynamik-Seminar, das ich noch vor der HTL-Zeit in Deutschland mitmachen konn te. Die wichtige Erkenntnis: Es gibt keine idea lere Lernsituation als die Kleingruppe. Nach meiner Erinnerung war der allerers te Anfang des FlOs die Religionsstunde in der Klasse L3, in der wir über „Kirche" sprachen und auf einmal einer von den Schülern sagte, in meiner Erinnerung Willi Achleitner: „Könnten wir nicht in einer kleinen Gruppe modellartig zu leben versuchen, was Kirche ist, Kirche sein soll, mit Kirche gemeint ist." Ich habe ihnen dann auf der Ennsleite Räume angeboten - und die erste Gruppe, der „Club um 19", entstand. Von der Innsbruckfahrt zum Kennedy-Haus habe ich noch die Fotos, aber kein Datum. Sehr bedeutsam war, dass jede Gruppe, je der „Club" einen Namen hatte, dadurch war sie ansprechbar und von anderen Gruppen un terschieden. Und der Gesamtname FlO wurde beim Wochenende im Seminarheim in Nußdorf am Attersee kreiert. Seelsorgehelferin Sr. Hel ga VoitI erinnert sich, in jener Gruppe gewesen zu sein, in der dieser Name „erfunden" wurde. FlO passte zudem auch gut nach Steyr-FIAT.Ich erinnere mich, dass ich sehr gekämpft habe, dass nicht zu viele Partys stattfinden. Ich fürch tete, dass sich die ganze Gemeinschaft in lauter 2er-Gemeinschaften auflöst. Wenn Tanzabend, dann sollte jeder und jede möglichst wenig mit dem Partner, der Partnerin zusammen sein, sondern mit möglichst vielen anderen. Gut in Erinnerung habe ich nach Jahren ei nen Bericht über das FlO in der Kirchenzeitung. Einer der „Schnaubelt-Buben" versuchte, seine Vorstellung von einem zeitgemäßen Jugend zentrum darzulegen. „Früher", sagte er „ging es den Verantwortlichen eher darum, Leute für die Kirche zu rekrutieren. Wir sehen aber heu te, dass es viel wichtiger ist, sich um gefährde te Jugendliche zu sorgen: Alkohol, Rauschgift ... Das ist unsere Aufgabe im JugendzentrumI" Ich dachte damals: Das wird das Ende des FlOsl Denn welche Eltern werden da noch Ju gendlichen erlauben, in dieses Jugendzentrum zu gehen, wenn dort Jugendliche sind, die mit Alkohol oder Drogen Probleme haben. Und im FlO sind nicht von vorneherein Jugendliche, die fähig sind für solch schwierige Sozialarbeit. Da musst du schon vorher lange spirituell mit ihnen arbeiten! Diese Aussage hatte aber nicht die befürchteten Folgen. In meiner Predigt zum Abschied von Pfarrer Ernst Pimingstorfer habe ich zu berichten ver sucht, aus welchem Leidensweg heraus auf einmal sich alles gewandelt hat - dazu die Bi belstelle vom Totenfeld, das zu neuem Leben erwacht. Das sind so ein paar Splitter, die mir einge fallen sind. Jedenfalls gehört die Geschichte mit dem FlO zu unserer Lebensgeschichte. Wir haben viel dabei gelernt. Das Feuer habe ich immer noch in mir, etwas zu tun, dass die zwei zu sammenkommen: Gott und der Mensch. Die Gottvergessenheit wird immer deutlicher. Es kann nicht egal sein, ob jemand verbunden mit Gott lebt oder getrennt von ihm. Franz Haidinger, war Landjugendseelsorger, Pfarrer und Bischofsvikar, im FiO 1969-1971 12
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