flexion und Diskurs sowie konsequente demo kratische Selbstverwaltung förderte. Die Ju gendlichen gestalteten selbst die Zeitschrift „Wir diskutieren", wo sie offen ihre Probleme ansprachen und ungeschönte Diskussionsbei träge mit ihren Meinungen veröffentlichten. Mit seinem ersten Buch Abschied von morgen geriet Kripp in eine Konfrontation mit Bischof Paulus Rusch, der in Absprache mit dem Gene raloberen der Gesellschaft Jesu, Pedro Arrupe, seine Absetzung als Erzieher in Innsbruck erreichte. Mit einem roten und einem weißen Fiat 85üer fuhren Helga VoitI, Inge Auer, Christine Achleitner, Annemarie Gobald, Franz Weiß, Bernhard Weiß, Rudolf Wührer, Franz Haidin ger, Heinz Konrad und ich nach Innsbruck. Wir besichtigten das Jugendzentrum und hatten ein längeres Gespräch mit P. Sigmund Kripp, ein ernster, eher introvertierter, sehr verantwortungsbewusster offener Mensch. Die offene Szene dort hat uns sehr beein druckt, u. a. die nicht nach Geschlechtern getrennten Duschräume. Nicht zuletzt dieser nicht von Ängstlichkeit bestimmter Umgang mit dem Sexuellen hat Kripp seine Leitung vermutlich durch ein sexualneurotisches Ver halten des Bischofs gekostet. Jedenfalls hat uns allein schon die Tatsa che, dass es ein modernes, offenes, dynami sches, christliches Jugendzentrum in einem modernen Neubau gab, sehr viel Schwung und Begeisterung gegeben, auf der Ennsleite in ebenso neuen Räumen dynamisch weiterzuwirken. Wir trafen im Herbst 1969 in Nußdorf am At tersee, in damaligen Seminarheim, und 1970 auf Burg Altpernstein zu Planungswochenen den mit 30 und 80 Jugendlichen zusammen. In Nußdorf suchten wir einen Namen für unser Jugendzentrum. Ilse Aigner nannte „Go on", ich spielte mit der programmatischen Abkürzung von „Future is our", FlO, woraufhin Josef Friedl oder Franz Haidinger ausrief, dass „fio" im La teinischen „Ich werde" bedeute und dies, das Werden der jungen Persönlichkeit in Freiheit, Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit, genau das Ziel des Zentrums sei. Da wir uns in Nuß dorf noch nicht entscheiden konnten und alle Clubmitglieder befragen wollten, kam es in der Woche darauf zur schriftlichen Abstimmung zwischen diesen beiden Vorschlägen. Mit 25 zu 23 für FIO fiel das Ergebnis ziemlich knapp aus. Die Jugendgottesdienste Am 5. Oktober 1969 fand die erste Jugend messe mit 56 Teilnehmer*innen im Kleinen Saal im Pfarrhof statt. Monat für Monat über viele Jahre wurden diese Jugendgottesdiens te mit bis zu 1.000 Teilnehmerinnen, die von weither, auch mit Bussen, kamen, ein auch öffentlich wahrgenommenes Zentrum der jun gen Gemeinschaft. Der Gottesdienst wurde jeweils von einem Club zusammen mit einem der beiden Kapläne vorbereitet. Wir konnten frei und kreativ gestalten. Es gab kaum je mals Begrenzungen. Wichtig waren vor allem die Musik, selbst formulierte Texte und Gebe te und Zeichen wie Tanz oder Bewegungen zur Musik. Neben den Gottesdiensten und den Clubabenden organisierten wir sehr bald Partys im kleinen Pfarrsaal mit aufwändigen Dekorationen, Bildungsvorträge, z. B. mit dem bekannten Maler Heribert Mader zur modernen Kunst, zur Frage des Guten Benehmens mit der Kulturreferentin des Landes OÖ Grete Casagrande oder zu Rhetorik und Gesprächsfüh rung mit Eduard Ploier, Besinnungssamstage z. B. mit Gunter Janda - „Gott ist nicht billig", Bergwochen in die Stubaier Alpen, in die Rad städter Tauern, in die Hohen Tauern, Ausflüge zum Kampstausee oder auf den Bärenstein im Oberen Mühlviertel. Am 7. Juni 1970 wurde der erste Gottes dienst in der neuen Kirche gefeiert. Am 31. Mai 1970 stellte sich im letzten Gottesdienst im Pfarrsaal das FIO mit einer sogenannten Rhythmusmesse der Pfarrgemeinde vor. Zu den normalen Sonntagsgottesdiensten kamen immer etwa 50 FlO-Jugendliche. Wir verein barten dann oft Treffen am Sonntag-Nachmit10
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