Eine österreichische evangelische Parochie

23 die durch die Los von Nom-Bewegung stärker in Anspruch genommenen Vereine der Gustav-Adolf-Stiftung scheinen, wie anderswo so auch hier, ihre Spenden an die älteren Gemeinden vermindern zu müssen Gewaltige Sorgen lasten daher auf dem Presbyterium und hindern gar sehr den sicheren Fortschritt der Gemeindeentwicklung. Schätze wollen und sollen unsere Diasporagemeinden nicht sammeln, aber es ist bitter und hemmend für sie, immer wieder die finanzielle Frage in den Vordergrund stellen und von der Hand in den Mund leben zu müssen, zumal in einer Zeit, wo die evangelische Kirche unbehindert aus den Platz treten und im notwendigen Maße ihre Einrichtungen treffen müßte, um ihre eigenen Glieder und die an ihre Türe Pochenden versorgen zu können Ja, die LoS von Nom - Bewegung! Wie steht- damit bei euch? Das pflegt draußen im Reich die erste Frage an uns zu sein, wenn man auf die kirchlichen Dinge zu reden kommt. Nun, für die Alpenländer hat, abgesehen von kleinen Erfolgen, ihre Stunde noch nicht geschlagen. Ob sie auch so bald schlagen wird, ist sehr zweifelhaft. Deutsche Priester dienen hier einem deutschen Volke. Noch sind nirgends slavische Geistliche aufgezwungen worden und für die unheilvolle Begünstigung slavischer Zwecke durch die römische Kirche fehlt jede Veranlassung. Wir wohnen unter einem gutmütigen, kirchlich-frommen, treuherzigen Volk. Mit der ihm gewaltsam wieder ausgezwungenen katholischen Religion hat es sich seinerzeit abgefunden und zieht soviel Wahrheit und frommes Leben daraus und tut soviele gute Werke darum, als mir irgend möglich ist. Noch hat für das Landvolk diese Religion ihre Kraft nicht erschöpft und wird daher dauern, so lange es irgend angeht. Aufs Grübeln und Spekulieren über geistliche Dinge ist der Oberösterreicher nicht angelegt. Er traut der Kirche, die ihm seine unsterbliche Seele für jenes Leben bewahrt, und genießt hellauf in frischer Luft die Schönheiten dieses Lebens. Der treffliche ober­ österreichische Nationaldichter Franz Stelzhamer singt einmal charakteristisch für diese Lebensaussaffung: Olls währt nur an Eicht!*), Steigt äs und föllt ab. Mit oan' Fuaß nuh in Wiagerl, Mit'n andern in Grab. Awa während der Zeit Hat dar's Löb'n d Schönheit, Däß's dein Seel nuh fürt freut In der Ewikeit. Auch die Stadtbevölkerung ist im ganzen überaus kirchlich. Sie aber zählt doch auch breite Massen, die innerlich völlig „los von Rom" sind. Ein Blick in die scharfen Aufsätze der romfeindlichen Zeitungen, in die massenhafte antirönnsche Literatur, die eine Sprache führt, wie sich trotz aller Angriffe nie ein kirchenseind- liches Blatt in Deutschland gegen die evangelische Kirche gestatten würde, genügt zum Beweise. Angesichts dieser tatsächlich geistig bereits romsreien Tausenden konnte man vielleicht stärkere Übertrittshossnungen für die evangelische Kirche hegen. In­ des ist von der Übertrittsstimmung bis zum wirklichen Übertritt noch ein sehr weiter ) Nur eine Weile.

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