Eine österreichische evangelische Parochie

11 bekannte und beliebte Steyr im Briefwechsel. Im Juli des Jahres 1572 stürzte dieses protestantische Gymnasium samt der Klosterkirche durch eine fürchterliche Über­ schwemmung der Enns und Steyr ein. Die Bürger bauten aber die Gebäude mit vielen Opfern wieder aus. Der Rektor Georg Mauritius, der früher außerordent­ licher Professor an der Universität in Wittenberg gewesen war, weihte den Neubau mit einer großen Festlichkeit ein. Dieses Gymnasium wurde bei der im Jahre 1599 zwangsweise durchgeführten Wiederherstellung des katholischen Glaubens in Steyr aufgehoben. Nach 28 jähriger gesegneter Tätigkeit mußte Mauritius in seine Vater­ stadt Nürnberg zurüäwandern. Dem ehrsamen Rat und den Bürgern ließ er folgenden beweglichen Abschiedsgesang zurück: Inclyta Styra, vale, quae me, dum fata sinebant, Fovisti in gremio suaviter usque tuo, Dum docui pubem, urbe tua, septem quatuor annos, Jam senio squalens, trudor in exilium. Gratia sit Christo, pro cuius nomine magno, Non aliquid pigeat me quoque ferre crucis. Pro te, Styra, preces fundam, proque omnibus illis, Quos mihi non dubio iunxit amore Deus. Salvete aeternum, quos sum veneratus amici, Perpetuum salve, Styra, iterumque vale! „Du edles Steyr, Gott behüte dich, Du hast ehrlich gehalten mich In deinem Schoß gepflogen mein, Die ganze Zeit, weil's hat könn' sein. Dein' Jugend hab' gelehrt ich zwar Rnn in die achtundzwanzig Jahr. Jetzt aber alt und fast verdrossen, Werd ich ins Elend ausgestoßen. Doch sei Gott Dank, der durch seine Gnade Mich auch dazu gewürdigt hat, Daß ich, was seinem Nam zu Ehr'n Soll leiden, tu es auch willig gern. Für dich, o Steyr, ich mein Gebet Zu Gott will richten früh und spät, Sowohl für alle, die Gott mir Zu Freunden geben, wie ich spür; Ihr lieben Freunde, Gott euch behüt, Von euch ich Urlaub nimm hiemit. Und du, mein Steyr, behüt dich Gott, G'segn dich Gott, rett' dich aus 9*01." Diese beiden Rektoren Thomas Brunner und Georg Mauritius sind übrigens auch in der Literaturgeschichte als Verfasser von biblischen Dramen bekannt, die echte und wahre Poesie, warmen Preis des Glaubens und der Tugend enthalten. Scherer sagt insbesondere von den Stücken des ersteren: „Das Laster wird nicht ausgemalt. Ich hatte im Lesen den Eindruck, das wäre eigentliche Schulkomödie int Geiste einer

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