Eine österreichische evangelische Parochie
10 Bürger Stadtarchivs diese Korrespondenz und noch viele andere wichtige Nachrichten über diesen ersten protestantischen Stadtpfarrer von Steyr, insbesondere auch mehrere Schreiben des greifen Vaters des Wolfgang Waldner an den Sohn. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die aufrichtige biblische Frömmigkeit auch der einfachen evangelischen Leute jener Zeit.*) Die Nachfolger dieses Pfarrers arbeiteten unter der Gunst des Nates und der Bürgerschaft fleißig an der Durchführung der Reformation. Wiedertäuserische Eindringlinge wurden gewaltsam und grausam abgeschafft. 1567 übergab das evan gelische Ministerium dem ehrsamen Rat eine auf dessen Begehren verfaßte Kirchen ordnung ; ebenso eine deutsche Schulordnung. Beide Ordnungen konnte der Schreiber dieses leider nicht auffinden. Kaspar Thierfelder, der berühmte Rechenmeister von Freiburg, wurde als Schulmeister angestellt. Seine beiden Söhne folgten ihm nach seinem Tode in diesem Dienst. vominikancrkirche nebst alter evang. Lateinschule. Auch die Dominikanerkirche am Stadtplatz ruft evangelische Erinnerungen wach. Das an dieselbe anstoßende Klostergebäude war der Sitz eines 1559 von den Bürgern eingerichteten lateinischen Gymnasiums. Die Kirche diente als Schulkirche. Der zweite Rektor der Anstalt, Magister Thomas Pegaeus oder Brunner, von Landshut gebürtig, „ein in seiner Kunst und Jnstruierung der Jugend berühmter Mann", war ein Schüler Melanchthons. Für steyrische Bürgerssöhne waren sowohl in Steyr als auch in Wittenberg bedeutende Stipendien gestiftet. Im städtischen Archiv findet sich noch die Korrespondenz der Universität von Wittenberg mit dem Magistrat von Steyr wegen der Verteilung der Stipendien vor. Auch mit der Universität zu Leipzig stand das ivcgeit seines emporblühenden Protestantismus int Auslande *) Vergleiche darüber: E. Böhl, Beiträge zur Geschichte der Reformation in Öfter« reich, hauptsächlich nach bisher unbenützten Akten des Regensburger Stadtarchivs. Jena 1902, S. 205/ff.
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