Eine österreichische evangelische Parochie

9 ihrem Gott Mammon würden Hände und Füße abfallen und der Schauer in Küche und LLeller schlagen. Das sieht man an den großen Freuden, welche etliche an meinem Hinzug haben. Ich wäre noch immer des Gemütes, meine Predigten aus christlicher Liebe fortzusetzen. Schwer fällt mir, eine jo harte Sentenz ohne alle Vorforderung und Ermahnung, wider göttliche und natürliche Rechte, zu erdulden: daß ich nämlich nicht allein zu Steyr, sondern auch durch das ganze Bistum nicht mehr predigen soll, da doch das Wort Gottes, wo es recht vorgetragen wird, frei sein sollte und keinem Gesetz unterworfen. Ich bin auch nicht von selbst nach Steyr gekommen, sondern aus Gehorsam gegen meine Obrigkeit. Es hat mich auch Dr. Johannes Fabri von meiner Obrigkeit erbeten und dies mit harter Mühe. Doch wenn ich Courtesie und römische Praktik gebrauchen wollte, so möchte ein wenig Geld meine unchristliche Zitation verhindern, ich aber begehre Wahrheit und will nach wie vor des Besseren unterrichtet werden." Auch diese Selbstverteidigung war erfolglos. Calixt mußte den Wanderstab ergreifen. Man gewinnt von ihm den Eindruck, daß er eine vermittelnde Stellung zwischen den Parteien einnehmen wollte und es darum in einer Zeit, wo es für solchen Dienst zu spät war, keinem Teil recht machen konnte. Den Römischen war er ein gefährlicher Neuerer, den Protestanten schien er mit der vollen Wahrheit hinter dem Berge zu halten. Nach Passau hat er sich nicht begeben. Der Florianer Chor­ herr Czerny, der aus den ihn betreffenden Akten geschöpft hat, hält dafür, daß sich Luther seiner angenommen und ihm erst die Pfarrstelle zu Cronschwitz bei Gera und dann zu Pollenstorf int Amt Wittenberg verschafft habe. Von da wirkte ec nicht eben zur Zufriedenheit der Eingepfarrten in Joachimstal.*) Weitere Spuren seines Lebens finden sich nicht. Landfremd und heimatslos ist er um des Glaubens willen fern von Österreich verschollen, wie so viele andere. Er war gleichwohl nicht der erste und einzige evangelische Prediger in der Stadtpfarrkirche. Seit 1545 begannen in derselben die ordentlichen evangelischen Predigten und Gottesdienste. Der Pfarrer Wolfgang Waldner begab sich im Jahre 1548 mit seiner Dienerin in den Ehestand. In diesem „unerhört neuen Handel" legte auch der dem Evangelium zugetane Sohn des Burggrafen von Steyr, Herr Adam Hoff mann, Fürsprache bei dem Bischof ein, daß der Pfarrer nicht nach Passau zur Ver­ antwortung kommen sollte. „Es wollte aber solches nicht stattfinden. Herr Wolfgang konnte ihm die Rechnung leicht machen, daß er mit seiner Erscheinung zu Passau ein unannehmliches Hochzeitspräsent holen würde. Daher machte er sich mit samt seinem neuen Ehegatten sein in der Still von hinnen." Hernach ist er in Nürnberg und Regensburg Pfarrer geworden. Waldner hat auch von Nürnberg und Regens bürg her einen großen Einfluß auf den Fortgang der Reformation in Österreich gehabt. Er war wohlbewandert in den Wissenschaften, schrieb einen markigen Stil und griff entscheidend in die theologischen Streitigkeiten ein. An ihn richtete man Gesuche um Ordinationen und begehrte seinen Rat. Noch 1558 schrieb Freiherr Adam von Hoffmang in Steyr einen beweglichen Brief an ihn, um ihn wieder ins Land zu ziehen. Wir haben in den durch die höchst verdienstvolle Arbeit des hoch­ würdigen Herrn Seniors Friedrich Koch in Gmunden erschlossenen Akten des Regens- ) Vergleiche G. Loesche, Johann Mathesius, II., 235 und 239.

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