Eine österreichische evangelische Parochie

8 und Entsprechung des heiligen Geistes das wahre, Helle, klare und lautere Wort Gottes, rühmt der Stadtrat von ihm. Ihm war der große Eifer am Worte Gottes und lebhaftes Interesse an theologischer Kontroverse zuzuschreiben, wovon die Steyrer damals erfüllt waren. Offenkundige Widersprüche gegen die römische Lehre ließen sich ihm nirgends nachweisen, indessen schätzte er die guten Werke gering, namentlich die bezahlten Fürbitten und Messen für die Verstorbenen, die Stiftungen von Jahrtägen, die Wallfahrten, das Streben nach Ablässen und Fürbitten Marias und der Heiligen und dergleichen. Die Nächstenliebe betonte er vor allem. Auf seinen Anlaß wurde entsprechend Luthers Anweisungen*) „ein gemeiner Kasten" für die Armen aufgestellt, der viele Armut linderte. In der Adventzeit 1525 und 1526 behandelte er die ersten acht Kapitel des Römerbriefes. Kein Wunder, daß die Geistlichkeit, als seine Predigt die Kanäle zu verstopfen begann, durch welche ihnen Gaben und Stiftungen zuströmten, heftig gegen ihn auftrat. Abt Paukraz von Garsten beschied die Ratsherren in den Pfarrhof und stellte ihnen die gefährliche Wirksamkeit des Ealixtus vor. Diese aber wiesen auf die Gegensätze zwischen dem reformfreundlichen Stadtpfarrer Förster und den altgläubigen Dominikanern hin. Um dieser Streitigkeiten willen, die nur Ärger erregten, hätten sie sich Um einen gelehrten und frommen Prediger, wie Ealixtus, bewerben müssen, und drohten mit dem Aufruhr des Volkes. Ealixtus wurde darauf zur Verantwortung vor den Bischof nach Passau zitiert. Trotzdem aber die Steyrer sich mit einem langen, energischen Schreiben für ihn verwandten, ja zwei Ratsherren, Lienhard Köberer und Peter Weiß, zu seinen Gunsten au die Stände nach Linz abschickten, mußte Ealixtus dennoch weichen. Von Znaim aus erging ein Erlaß Ferdinands I., er solle angesichts dieses Befehles seine Staaten räumen oder wenn er sich für unschuldig halte, sich in Passau stellen, weil er „viel lästerliche Lehre mit erschrecklichem Ärgernis ausbreite". Sehr interessant ist die Verteidigungsschrift des Ealixtus, die er den beiden städtischen Abgesandten mitgegeben hatte. Es heißt darin, nachdem von den Predigten über den Römerbrief und von seiner konservativen Stellung zu den Sakramenten, Opfern und Zeremonien die Rede gewesen: „Ein ganzes Jahr habe ich schier nur vom Glauben, Liebe und Hoffnung, im Grunde zu der Reinigung des Herzens gepredigt, dermaßen, daß etliche mich einen Ungelehrten gescholten und gesagt: Ich könnte nichts als vom Glauben predigen, jch wäre ein Gleißner, ein Heuchler, und noch viel anderer Lästerung mehr, als wollt ich die Wahrheit unterdrücken, habe ich einstecken müssen. Es ist auch in aller Wissen, daß ich oft und oft auf der Kanzel mich erboten habe, tut Falle man nicht verstünde, Unterricht zu geben, und gebeten um Gottes Willen, daß man mich, wo einer meint, ich irrste, mich eines anderen belehrte; ich wäre bereit, meine Artikel selber zu bessern. Auch das sei bekannt, daß ich mehrmals in der Predigt gebeten, daß sie Gott für mich bitten sollen, er möchte mich auf der Kanzel lieber eines gähen Todes sterben lassen, ehe er über mich verhängte, daß ich irre und das Volk verführe. Jch konnte aber wohl merken, daß ich nicht aus Liebe zur Wahrheit bei dem Bischof von Passau angegeben sei, sondern aus Sorge etlicher Geistlichen, welche an Gott ver­ zweifeln und vermeinen, weil der gemeine Kasten und das Almosen in Steyr jetzt dermaßen glücklich anwächst, daß andere Städte auch ein Exempel daran nehmen, ) Vergleiche Luther, Ordnung eines gemeinen Kastens, 1523.

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