Eine österreichische evangelische Parochie

7 schüft in Steyr, wohl geschrieben zwischen 1626 und 1630, gibt zuverlässige Aus­ kunft über die Reformation daselbst. Prevenhueber hat um des Glaubens willen seine Vaterstadt verlassen und sich nach Regensbnrg geflüchtet. Er schreibt vom evan­ gelischen Standpunkt aus, läßt aber schüchtern und scheu manches weniger hervortreten. Bis 1619 gehen seine Nachrichten. Dann bricht er ab, „weil es doch sicherer ist, alte Geschichte aufzuzeichnen, als neue, gegenwärtige Händel beschreiben. Nam vera scribere interdum periculosum est; falsa vero, semper crimen.“1 2 3 ) Einer der wenigen katholischen Bürger und Ratsherren, der Färbermeister Jakob Zettl in Steyr hat dann diese Annalen bis 1636 „kontinuiert". Diese Chronik ist vom streng katholischen Standpunkt aus geschrieben und zeigt offen die Abneigung gegen die Protestanten. Doch ist sie mit großer Gewisienhaftigkeit verfaßt und erzählt in schlichter, volkstüm­ licher Sprache, mit großer Lebhaftigkeit die großen Ereignisie des 30jährigen Krieges, deren Schauplatz Steyr war?) Knüpfen wir das Wichtigste aus der Neformationszeit der Stadt an etliche ihrer wichtigsten Baudenkmäler an. Wir lenken unsere Schritte vom altertümlichen Marktplatz die steile Pfarrgasie hinauf zur Pfarrkirche, die nach dem Muster von St. Stephan in Wien aus Quadersteinen zwischen den Jahren 1443—1522 erbaut wurde. Der jetzige majestätische Turm ist von 1884—1889 durch Dombaumeister Schmid aus Wien errichtet worden. Diese Kirche hat fast 80 Jahre hindurch evangelischen Gottesdienst gehabt; vier Stadtpfarrer an derselben, von 1545—1598, sind evangelisch gewesen. Obwohl Abt Anton II. von Garsten viele protestantische Grabdenkmäler hat fortschaffen laffen, sind doch auch heute noch an den Außenwänden der Kirche einige unverkennbar von Protestanten herrührende zu finden. Einer alten Sitte zufolge erbat sich der Rat der Stadt alljährlich zur Fasten­ zeit von den Franziskanern zu Pupping oder zu St. Theobald in Wien zur höheren Erbauung einen Fastenprediger. Im Jahre 1520 war ein Bruder Patricius dazu bestimmt worden. Nachdem er drei Sonntage mit großem Erfolg gepredigt hatte, wurde er an dem vierten von seinem Oberen abberufen. Auf die Verwendung des Stadtrates Wolfgang Numpl, der ein flehentliches Schreiben nach Pupping überbrachte, ließ sich der Minister des Ordens, Kaspar von Krems, bewegen, ihn für die ganze heilige Zeit in Steyr zu belassen. „Vielleicht hat Patricius bei aller Treue gegen feinen katholischen Glauben in der Ausmalung und Verurteilung der vielen Schäden und Mißbräuche allzu kräftige Farben ausgetragen und den Kreis notwendiger Verbesserungen weiter gezogen als die Dominikaner oder die Benediktiner in Garsten."*) Noch in stärkerem Maße als dieser Patricius entpuppte sich ein anderer Fasten- prediger an der Stadtpsarrkirche, der Bruder Ealixtus, als scharfer Reformator. Seine Tätigkeit fällt in die Jahre 1525—1526. Er predige mit sonderlicher Gnade 1) Die Wahrheit zu schreiben ist bisweilen gefährlich; das Falsche aber immer ein Verbrechen. 2 ) Herausgegeben vom oberösterr. Museum Francisco-Carolinum durch L. Edlbacher, Linz 1874. 3 ) „Die Anfänge der Reformation in der Stadt Steyr 1520—1527" von Albin Czerny, regul. Chorherrn von St. Florian, in der Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum, 52. Jahrgang, Linz 1894, Seite 7.

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