Eine österreichische evangelische Parochie

Stadt Steyr blieb das ganze 14. Jahrhundert der Mittelpunkt des österreichischen Waldensertumes, das um 1315 nicht weniger als 80.000 Bekenner gezählt haben soll und seine Stellung in entschlossenster Weise verteidigte." Noch heute weist man im Kraxental unweit Steyrs den Ketzerfreithof, wo im Jahre 1397 aus das Be­ treiben des Ketzerrichters Petrus an 100 Waldenser verbrannt wurden, während eine andere große Zahl mit der Strafe des Kreuztragens den Frevel, Gottes Wort in der Muttersprache zu lesen, zu büßen hatte. Ein spätmittelalterliches Gebäude mit Sta-tpfarrkirchc. spitzem Giebel und reicher Ornamentik auf dem Stadlplatz, jetzt das Gasthaus „Zum goldenen Löwen", bezeichnet das Volk wohl nicht ohne Grund als eine alte Wal­ denserschule. Welche wehmütigen Erinnerungen erst weckt die Reformationszeit! Die Stadt Steyr hat durch fast hundert Jahre, von 1545—1621, eine wohlorganisierte evan­ gelische Gemeinde besessen. Vier evangelische Pfarrer haben an der Stadtpfarrkirche gewirkt: Wolfgang Waldner 1545—1548, Lorenz Twenger bis 1562, Wolfgang Prenner bis 1576, Wolfgang Lampel bis 1598. Ein ehrwürdiger Foliant, die Steyrer Annalen des Valentin Prevenhueber, gewesenen Sekretärs der Eisengewerk-

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