Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

58 aus der Darstellung der Kommissäre. Beurteilt man das Gesamtergeb- nis der Visitation, so muß man diese Regierungsmaßnahme als den Schlußstrich unter die katholische Vergangenheit des Landes auffassen. Von jetzt an beginnt die allgemeine und grundsätzliche Zuwendung zum Protestantismus, die sich in den künftigen Jahrzehnten als Konfessions- mengerei zeigen wird, die man mit einem nicht glücklichen Ausdruck als „Kompromißkatholizismus" bezeichnet hat 152 ). Die Ergebnisse der Visitation wurden in mehrere gleichlautende Kodizes zusammengeschrieben, von denen zwei Exemplare, das der Wiener Regierung und das des Passauer Ordinariates, bekannt sind. Leider sind beide Exemplare verschollen. Das Visitationsbuch der Passauer Kanzlei war bereits 1749 verschwunden. Es scheint, daß vollständige Abschriften auch in manchen Klöstern und auf Dekanats- sitzen vorhanden waren. Auszüge, die sich auf alle Klöster und Pfar- ren der Visitation erstreckten, standen in manchen Klosterarchiven. Auszüge mit den Visitationsergebnissen einer einzelnen Pfarre finden sich, meist als viel spätere Abschriften, in verschiedenen Pfarrarchiven des Landes. Trotz vieljähriger Fahndung gelang es mir nicht, ein vollständiges Visitationsbuch von 1544 zu entdecken. Die Ergebnisse waren als wertvollstes Stück ein G ö t t w e i g e r K o d ex (Cod. chart. 404 Gottvic.), der Auszüge über die Steuern und über Lehenschaft und Vogtei der visitierten Pfarren enthält 1 :; 3 ), sowie eine Reihe von Einzel- abschriften in Stadt- und Pfarrarchiven 154 ) . Dazu kommen einzelne Hin- weise in der älteren Literatur, die sich auf heute meist verschollene Quellen stützen 155 ) . Ich bin überzeugt, daß eine genaue Durchsicht der Archive noch manche Einzelbelege zutage fördern wird. In den Land- schaftsakten und in den Landtagsannalen fand ich die Visitation mit keinem Wort erwähnt. Auch Prevenhuber bringt in seinen Ann.ales Styrenses nicht die kleinste Notiz über diese tiefeinschneidende Maß- 1 ") So Hopfen 0., Kaiser Maximilian II. und der Kompromißkatholizismus. 153 ) Außzug der Gotteshäuser, Klöster, Pfarren vnd Geis tlichen im Lanndt ob der Ennhs, so ihm verschinen 1544 Jar visitiert vnd beschrieben worden l aut des- selben Visitationsbuechs. Cod. chart. 404 Gottvic. im Stiftsarchiv Göttweig. 154 ) Für Linz: Ältere Ecclesiastica, Fase. III und IV (Visitation der Linze- rischen Stadtpfarrkirche, der Bruderschaften, des Spitals und des Minoriten- klosters von 1522- 1544) im oberösterreichischen Landesarchiv und ein Verzeichnis der Linzer Benefizien und deren Einkommen im Stadtarchiv Linz, Fasz. 17/18. Für Steyr: .,Visitation die Pfarre Steyr b etreffend beschehen 1544." Extrakt ans einer Kopie der Visitation von 1514 im Klosterarchiv, gemacht von P . Seraphim Kirchmayr, Prior, am 25, März 1657. Stadtarchiv Steyr, Cista H, Lade 20, Nr. 62. Für Gmunden: Extra kt aus dem Klosterrats-Visitationsbuch über die Pfarre Gmunden 1544. Stadtarchiv Gmunden, Aktenband LXVII, Nr. 6. Dazu Krackowizer F.. Geschichte der Stadt Gmunden, Bd. II, S. 129. Für G r i es k i r c h e n: Vi- dimic1·te Abschrift von 1646 im Pfanarchiv Grieskirchen, veröffentli cht von Berger F ., .,Au s dem 16. Jahrhundert" , Rieder Heimatkunde, Bd. IV (1911), S. 87 ff, Für Lasberg: Kollationierte Abschrift von 1625 aus dem Original Visitationsbuch beim Klosterrat, Stadtarchiv Freistadt, Rel igionsakten, Fasz. 64. Dazu Stillz J., Pfarrgeschichte von St. Oswald, LQSch, Bd. XVIII (1865), S. 338 ff. Für A t z- b ach : Abschrift im Linzer Ordinariatsarchiv, Passauer Akten, Fasz. Ottnang. 15 •) über St. Martin i . M. vergl. Reisach.er M. , Das Dekanat St. Johann, S. 329, über Haag a. H. Pillwein B., Osterreich ob d. E., Bd. III, S. 371 f., über Maut h ause n Mayr J., Geschichte des Marktes Mauthausen, S. 56 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2