Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

56 gen des Religionsartikels zu handeln. Sie hätten nicht erwartet, daß der Prälatenstand von der ersten Bewilligung, die er vor der versam- melten Landschaft getan und gefertigt, abstehe, dem Lambacher eine besondere Gewalt gegeben und sich dadurch abgesondert habe. Er sei dabei gewesen, wie der Artikel von einigen Ausschüssen verfaßt wurde. Die Stände kündigten schließlich die Fortsetzung ihrer Mission im Auf- trage der ganzen Landschaft an und lehnten den Protest ab. Die königliche Antwort vom 13. Jänner 1542 berief sich auf die jüngste Erneuerung der Mandate vor der Abreise Ferdinands in Linz und erwartete die Vergleichung der strittigen Religionssache von einem der drei Wege des Regensburger Abschiedes, allgemeines Konzil, Na- tionalkonzil oder Reichstag. Vorläufig möge jede Änderung oder Neu- erung unterbleiben. Den Regensburger Friedstand erklärte Ferdinand als zwischen den beiden Religionsständen und nicht zwischen Ständen und Untertanen aufgerichtet. Bis zu einern achtzehn Monate nach dem Regensburger Abschied ausgeschriebenen Konzil oder zu einem Reichstag hätten die Katholiken bei der alten Religion, die protestierenden Stände bei ihrer Haltung zur Zeit des Friedstandes zu verbleiben. Da er diesen Friedstand handhaben wolle, gebühre seinen Untertanen keine Erneue- rung dagegen. Bei diesem Bescheid blieb es. Auf die Bitte der Stände um die lutherische Predigt, um Schutz für die Prädikanten und um Einschluß in den Reichsfrieden in der Religion kam keine Antwort mehr. Im Lande ob der Enns entwickelten sich die übergangsverhält- nisse immer mehr zu Ungunsten der alten Kirche. Längst empfingen Adelige in ihren Burgkapellen und Adelskirchen das hl. Abendmahl unter beiden Gestalten. Die verantwortlichen Stellen kamen weitgehend entgegen, ,,weil man der Zeit mit dem Türkenkrieg umgeben war" 148 ). Doch leisteten andere nach wie vor der um sich greifenden Neuerung Widerstand, so der Burggraf von Steyr, der Rat und Bürgerschaft im- mer von Luthers Lehre und vom Besuch der Predigten auf dem Lande abmahnte. Er war es wohl auch, der den Prädikanten der Witwe Maria Salome von Losenstein, einer geborenen v . Pollheim, den früheren Ka- plan des Abtes von Gleink, von der Kirche weg verhaften ließ und die Freifrau beauftragte, von der Lehre, die der Priester predigte, abzu- stehen149). Die Prag·er Verhandlungen fanden ihre Fortsetzung auf dem Wiener Ausschuß 1an d t a g vom 14. Oktober 1542. Der König konnte sich gegen die Forderung nach Abstellung der Religionsirrun- gen auf die Ausschreibung eines Konzils berufen, die er betrieben hatte, hinter dem „anderen Weg, auf dem er alles tun werde", verbarg sich die Visitation von 1544. Eine Ordnung der Streitpunkte aus eigener Machtvolllrnmmenheit wies Ferdinand als wider die verbrieften Reichs- handlungen zurück. Nicht ohne Ironie erklärte er den Mangel an guten Predigern als Folge der schlechten Besoldung. Man möge ihnen keine Stiftungen entziehen, dann hätten sie mehr Lust zum Predigtamt " 8 ) Prevenhuber, S. 261. "') Anna l en , Bd. VII, B I. 52 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2