Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

50 Baumgarten mit Wolfgang Vorauer über ein Eigen (,,zum Spielmanns- berg") in Taufkirchen a. d. Tr. 128 ). Da sich Ferdinand nicht beeilte, dem Administrator von Passau bei der Durchführung seiner Maßnahmen in die Arme zu fallen, griff der Landtag von 1535 nicht nur Passau, sondern den König selbst an. Er verlangte Visitation des Klerus und tüchtige Prediger, bezeichnete die Auslieferung von Prädikanten an den Ordinarius ohne vorhergehende Erkenntnis als schimpflich, be- klagte den Glaubenszwiespalt und behauptete den Mangel an geeigneten Predigern bei den größeren Pfarren. Ferdinand entgegnete auf dem Herbstlandtag 1536 in einer scharfen „N e b e n s c h r i f t, Re 1 i g i o n betreffen d" 129 ). Der Titel des Schriftstückes umreißt die grund- sätzliche Auffassung der Habsburger über die Nichtzugehörigkeit der Religionsfrage zu den politischen Gegenständen der Landtage. Nur die Sicherung der Ruhe im Innern und die Verteidigung des Landes nach außen und die damit zusammenhängenden Fragen waren landtagsfähig. Dagegen hatten die Landstände, welche die Religionsfrage mit Absicht in den Vordergrund rückten, die Auffassung der Neuzeit von dem er- weiterten Wirkungskreis des Staates und von seinen kulturellen Auf- gaben auf ihrer Sei te. Daß Ferdinand überhaupt eine Antwort gab, muß als Beweis für die immer stärker werdende Machtstellung des Protestan- tismus im Lande gewertet werden. Mit nüchternenWorten stellte die Ne- benschrift zum erstenmal den o ff e n e n W i d e r s t an d g e g e n d i e k ö n i g 1 i c h e n R e 1 i g i o n s d e k r e t e im Lande ob der Enns fest und verlangte bei Strafe die Abstellung der Lässigkeit derüberen 130 ). Diese Sprache ist unter Ferdinand selten. Man pflegte sonst einander mit ab- getönten Anspielungen um den Bart zu gehen und im übrigen den Dingen ihren Lauf zu lassen. Die ob des „ungnädigen Verdachtes" ge- schmerzten Stände verantworteten sich mit dem Mangel an Priestern auf Pfarren und Benefizien wegen der Verjagung und Flucht vieler gelehrter christlichen Prediger und beschuldigten den Klerus schlechter Lebensführung 131 ). Ein neuer drohender türkischer Vormarsch gab ihnen Gelegenheit, noch einen Schritt weiter zu gehen. und am Pfingsttag öffentlich unter Spott auf das Schloß Hochhaus geführt. über Vorwendung des Landeshauptmannes, der zufällig in Passau war, erhielt er die Freiheit wieder. Herzog Ernst gab die Verhaftung Hohenfelders während seiner Abwesenheit bei Herzog Georg in Meißen zu. We en sei in der Herrschaft Schaun- berg gelegen, die Grafschaft habe darüber das Hochgericht. Nach dem Tode des l etzten männlichen Sprosses der Albrechtshamer sei das Lehen Wesen an Passau gefallen. Der Hohenfelder erlaube sich durch Vorenthaltung der Feste Wesen übergriffe. Wie die von Herzog Ernst an den Landeshauptmann eingereichte Klage ausging, ist nicht ersichtlich . " 6 ) Der Pfleger von Ebelsberg Bartlme Raydt hatte die an die Landeshaupt- mannschaft ergangene Beschwerde nach Passau weitergegeben, wo Herzog Ernst die Entscheidung fä llte. Annalen, Bd. VI, BI. 59' f. "') Annalen, Bd. VI, BI. 154. 130 ) 1536 ermahnte der Burggraf von Steyr Hans Hofmann eine Ratsvertre- kng, die Bürgerschaft bei Ungnade des Königs und bei Privilegienverlust ·vom Besuch der Predigten der „neuen Lehr" abzuhalten. Prevenhuber, S. 255. 131 ) .,Es sind etliche (niemand zum Nachteil geschrieben) eines solchen Wesens und Lebens, daß sich der gemeine Mann wenig ob ihnen spiegelt noch viel weniger von ihnen auf der Kanzel etwas Christliches lernen mag."

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