Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

49 ihre Stiftertätigkeit 123 ) als Kind der katholischen Vergangenheit. Auch ihr Sohn Christoph Jörger fragte bei Luther an, wie er es halten solle, da er als Mitglied der Regierung bisweilen dem katholischen Gottes- dienste beiwohnen und sich bei feierli chen Prozessionen beteilig·en müsse. Als ihm Luther schrieb, wenn ihm sein Gewissen abrate, zum Opfer und allerlei Päpstlerei zu gehen, so könne er keinen besseren Ratmeister noch Doktor finden, legte Christoph Jörger sein Amt nieder. Luther lobte ihn darob, klagte aber im selben Brief, daß das liebe Wort bei den Herren so schwerlich gehe und nannte die Herren zum Teil ,,unselige Leute"' 2 ' ) . Wenn er auch mit dem Lande ob der Enns zu- friedener war als mit Sachsen 125 ), so beweist doch diese Äußerung, daß nicht der ganze Adel von Anfang an zum Luthertum überging, sondern daß ein vieljähriger Umwandlungsprozeß erfolgte. 3. Der Angriff der Innsbrucker Ausschußtagung auf das Passauer Generalmandat bewog Ferdinand zur Herausgabe einer „D e k 1a r a- t i o n", welche nach dem Urteil der Stände zwar das „übereilte und beschwerliche" Generalmandat teilweise milderte, aber den Haupt- punkt, die geistliche Jurisdildion des Passauers über Österreich, be- kräftigte. Durch eine Eingabe an den Kaiser, durch Fühlungnahme mit den Ständen des Landes unter der Enns und durch die Behandlung von Jurisdiktionsverletzungen auf den Landtagen des Jahres 1534 suchte das Land ob der Enns in die Rechtslage eine Bresche zu schlagen. Die Einzelfälle betrafen die Ansprüche Passaus auf die Niederkößla gegen Engelszell, dessen Abt Pankraz triftige Gründe für die Zugehörigkeit des Gebietes zu Österreich vorbrachte 120 ), die Verhaftung des Achaz von Hohenfeld oberhalb der Feste Wesen, wo er gegen ungehorsame Untertanen eingeschritten war 121 ), und den Streit des Bernhard vori Hieroboam etc. Wer gerufen ist, _der ist geweiht und soll predigen denen, die ihn berufen, das ist unseres Herrn Gottes Weihe und rechter Chresem." Raupacb, Bd. II, S. 76. 123 ) über die Stiftung von 500 fl. für arme Gesellen, die in der HI. Schrift studieren, schrieb ihr Luther 1532: .,Ich bin froh, daß Gott euer Herz bewegt hat, sol ch gut Werk in Christo zu bedenken. Denn l eider jetzt, da doch Gottes Wort bis zum Überdruß reichlich gepredigt wird, solcher Gnad wenig oder gar nichts scheinet, sondern vielmehr das Widerspiel, daß sie ihre armen Pfarrer. sch ier ver- hungern lassen. Beide, die von Adel, Bauer und Bürger ist jedermann zu rauben geneigt, mehr denn zu helfen . Aber es muß vielleicht das Sprichwort wahr werden, je näher Rom, desto ärgere Christen." Raupach, Bd. II, S, 63. 124 ) Wittenberg, 17. April 1534. Raupach, Bd. II, S. 69-72. 125 ) .,Bei euch ist Hunger und Durst zum ·wort Gottes, bei uns ist man es so satt und überdrüssig (unter vielen), daß es Gott verdrießen muß . Wohlau, die ·weit ist Welt, Gott helfe uns a llen." Brief an Frau Jörger vom Jahre 1535. Rau- pach, Bd. II, S. 67. 126 ) Der Abt berief sich auf Urkunden über die Exemtion des Klosters durcb. seinen Stifter Bischof Bernhard von Passau und a uf die Übergabe an das Haus Osterreich, auf die Erbhuldigung jedes Prälaten an den österreichischen Landes- herrn und den Besuch der Landtage in Linz, auf den Aufschlag des Fürsten Oster- reichs bei Engelhartszell und die Ungeldzahlung innerhalb des Landes, auf die Landgerichtszugehörigkeit der Niederkößla zur Feste Wesen und auf den Erlag der Kirchenkleinodien und der Quart für Ferdinand. Tatsächlich gab Herzog Ernst Inungen wegen Rannariedl, Falkenstein und Engelszell zu. 127 ) Der Hohenfelder, der Wesen als ,Fiirpfand' seiner Frau bezeichnete, wurde von einer Hundertschaft verhaftet, eine Nacht in Viechtenstein gehalten 4

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