Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

46 einen Tag und zwei Nächte aufhielt, bis sie ihm 32 fl. und eine be- sondere Verehrung ausfolgten 111 ) . Am 15. September hob Soliman die Belagerung Wiens auf und zog ab. ,,Der Allerhöchste legte dem Tyrannen einen Ring in die Nase", sagte der Steyrer Chronist. Die Eroberung der Stadt war freilich nur verschoben, Ungarn blieb vom Feinde besetzt und die Vorbereitungen für eine neue Abwehr mußten mit größter Eile fortgesetzt werden. Mittlerweile war der für das Luthertum so bedeutsame R e i c h s- t a g v o n Au g s b u r g zusammengetreten. Von den drei Hauptfragen: Religionsfrage, Türkenhilfe und Krönung Ferdinands zum Römischen König, erregte die letzte im Lande ob der Enns die größte Aufmerk- samkeit. Die Landstände mußten aufs höchste interessiert sein, wie ihr Landesfürst zu Baiern stand, jede Spannung zwischen Habsburg und Wittelsbach bedeutete eine Erleichterung ihrer Lage. Seit der ·wahl Ferdinands zum König von Böhmen waren die Wittelsbacher Gegner jeder Machtvermehrung Habsburgs und traten daher jetzt selbst als Bewerber um die römische Krone auf. Sie verhinderten zwar unter Campegios Führung die Reunionsbestrebungen in Augsburg 112 ), konnten atier die Krönung Ferdinands nicht hintertreiben. Ferdinand wurde am 5. Jänner 1531 in Köln zum Römischen König gewählt und in Aachen gekrönt. Der verschärfte Gegensatz zwischen Österreich und Baiern bildete in Zukunft eine wichtige Grundlage der ständischen Re- ligionspolitik. Zur Religionsfrage erklärten Vertreter der niederöster- rPichischen Stände in Augsburg, das übel der Zeit sitze in der Gottes- verachtung. Leider werde es den Prädikanten nicht gestattet, das Wort Gottes, besonders den „höchsten Artikel", die Rechtfertigung, zu verkünden, vielmehr seien einige verjagt worden 113 ). Der Landeshaupt- mann Cyriak von Pollheim ließ sich durch seinen Vertrauensmann Fern- berger über alle Verhandlungen regelmäßig Bericht erstatten 114 ). Der Streit um die Confessio Augustana und das Scheitern der Reunions- bestrebungen mußte jedem aufmerksamen Beobachter der Zeitvorgänge zeigen, daß die Religionsneuerung mächtiger denn je dastand. Der sichtbare Ausdruck ihrer Machtzunahme war der Bund zu Schmal- kalden vom 27. Februar 1531. Angesichts dieser immer stärker hervortretenden Zerreißung der Glaubenseinheit hatte Ferdinand die finanziellen Vorbereitungen für die 111 ) Prevenhuber, S. 244. 112 ) Gebhardt-Meister, Handbuch der Deutschen Geschichte, Bd. II', S. 55. Die Verhandlungen zwischen Ferdinand I. und Wilhelm und Ludwig von Baiern in den Annalen, Bel. II, BI. 157- 224. 11 ') Annalen, Bel. VI, BI. 570 f. 114 ) Unter dem 29. Juni 1530 meldete Fernberger, daß sich seit seinem Schrei- ben wenig Neues ereignet habe. Nur sei der lutherischen Kur- und Fürstenschaft der königlichen Majestät Bescheid verl esen worden. Jetzt greife man zu dem Artikel der beharrlichen Hilfe uud außerdem handle ma n „ad partem des Glaubens h~.lber", Annalen, Bel. II, BI. 148'. Nach dem Datum zu schließen, müßte der ange- zogene Bescheid die Antwort des Kaisers auf den Vortrag des sächsischen Kanzlers im Namen der fiinf protestierenden Fürsten (Kurfürst Johann von Sachsen, Mark - graf Georg von Brandenburg, Ernst und Franz von Lüneburg, Landgraf Philipp von Hessen) vom 22. Juni oder auf die am 25. Juni verl esene und übergebene Augsburgische Konfession gewesen sein. Bucholtz, Bd. III, S. 469 f.

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