Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

29 April 1529, der dem A.bt als obersten Pfarrherrn von Steyr das stift- briefgemäße Besetzung·srecht aller Seelsorgsposteu zusprnch, spiegelt nicht nur die dem Protestantismus ungünstigere allgemeine Zeitlage wider, sondern zeigt, daß dieser Vorstoß des lutherfreundl ichen Rates verfrüht war. Außerdem wirkte sich die Beweg·ung der Wiedertäufer unheilvoll für das Luthertum aus. War auch die stolze und einst so blühende Stadtpfarre Steyr aufs stärkste vom Geist des neuen Glau- bens erfaßt, noch hi elt clas Gefüge der a.ltcn Kirche diesem ersten wuchtigen Anprall stand, die öffentliche Religionsänderung erfolgte erst fast 7.wanzig· Jahre später. 3. Anfangs 1527 hatten die Landstände behauptet, daß schon vor der Zitation des Calixtus andere Geistliche aus Städten und Landpfarr- Jdrch en nach Passau vorgeladen worden wäreu, wo man gegen sie in verschiedener Weise einschritt. Di e Forschung kann diese Ang·abe leider nnr in einem Fall e erhärten. Er hnt in ganz Deutschland Aufsehen er- rPgt und dem Luthertum im Lande ob der Enns den ersten Märtyrer verschafft, es ist Leonhard Käser, Pfarrvikar von Waizenkirchen. Hielten über den Mönch Calixtus Bü rg·ermeister und Rat sowie die Landstände ihre schützende Hand, so war in Baiern ein e Spaltung zwischen weltlicher und kirchlicher Gewalt nicht erfolgt und der Welt- ].Jriester Käser wurde na ch dem mittelalterlichen Ketzerverfahren g·e- ric:htet. Der Unterschied der kirchenpolitischen Lage in Baiern und im Lande ob der Enns ist so bemerkenswert, daß er eine Darstellung des Prozesses im Hahmen der Zeitgeschi chte in dies '01 Zusammenhang <'rheischt"'). L e o n h a r d K ä s e r"") hatte sich Ende 1524 in Passau eidlich a,uf di e „Regensburger Ordnung" verpflichtet, verließ aber schließlich se ine Vikarstelle in Waizenkirchen 11nd wandte sich nach Wittenberg, ") Obe r Kii se r 1, . YCrgl. Eder 1,. , ])ns Lnnd oh rler Enns vnr dCI.' Glauhens- ~rnltu ng, S . 411 r. 03 ) Lech :r., Lconlwnl Kiiser, Uef1Jr111ati o11sgeschi chllidJC St udien und 'J'oxLc, Heft 52 (ln28). uud Roth F., Leonhard Kaiser, ein cv;ingeli scher llliirtyrer ;ius tlcrn Tnnvi e rtcl (HJOO). Diese zwe i Hnurtschriften sp iegc l11 im Titel deu alten 1-:itreit um <lie richtige Schrnihweise des Namens dieses ~fanues wider. Im Wi t- tenberger lllntrikel.huch l'indet :il'lt die Form „Keisser", im Leipziger \'erzeich11is der ßaccaluureu YO!l 1502 der Name „Keyser " , Luther schreiht ,Kc yser '. Da- J.(cgen hat der off izi elle Bericht des Lnndrichters Käser und Dr. Eck Jolmnu, dessen Broschlirc die l.:ngenauigkeiten des Anonymus berichtigeu will. tadelt. „dnfl e r den Kiiser 11it lrnt gewillt zu nennen; heilH ih11 stets Keisei·, wiewoh l ,.111 tlem Namen nit so vill gelegen .. . Es zeigt nber an die unfleill ues di cbters . der sich des grunds uer warbeit nit erfragt". Leeb, S. l.D . Cze r11y A., Die Hand- schrit'ten der Stiftsbib l iothek St. J"lorian, crwlihnt auf dem Pergarne 11tumsc hlng <.!er Hs. 723 s. XVI folgenden Vermerk: ,.Hnnnsen Uremb l des Jiingen, 1111d seiner Sehwestei· Elsbeth spruchbrief co ntra Leonhnrten Keyser a11no 1502." Ei110 Uhcr- priifung der Hs. im Stirtsarchiv 8t. l<' lorian ergab. daJl es siPh 11111 e i11 Regest aur einer Perg:nneuturkundc hand e lt, die nls I mscblag verwe11tlct u11d innen Joiclcr verklebt ist. Sie scheint vollsti.iudig 7.u sein und ist gut erhalten. Erst 11a ch einer sachgemiißen Ablösung kiinnte man entscheiden, ob es sich um un - se,·en Kiiser handelt. In einer Besprechung meines 1. Ba11<1es de r Studien zur lteformationsgeschichte Oberösterreichs im Evangelisclten Yereinshlatt, 58. Jg. (]9a~). Nr. 3, meint F. - 'l'I.J.: ,.Der Name ,Keyser' steht aus den Gerichtsakte11 fest. Ein des Oberösterreichischen unku11digcr Heicbscleutschcr nwg :rns dem dialektischen ,Koaser' tle11 Namen ,Kaser'. = ,Käser' herau sgehört hnbcn, viel -

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