Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
26 1526 war die Predigterlaubuis für Calixtus iu Steyr abgelaufen. Er sehied jedoch nicht, sondern blieb. Bruder Calixtus stellt für das Land ob der Enns den Mann an der Bruchlinie der alten und neuen Zeit dar, der Kampf um seine Person zeig t zwei Parteien und die Kräfteverteilung der kommenden Entwicklung. Administrator Ernst untersagte dem Mönch die Predigt in seiner ganzen Diözese und lud ihn binnen neun Tag·en nach Passau vor. Trotz eines neuen heftigen Zusammenstoßes des CaJixtus mit den Dominikanern in Steyr bat der Rat unter ein- seitiger Auslegung der Antwort Ferdinands an di e niederösterreicbi- schen Abgeordneten in Augsburg und unter Berufung auf den Linzer Landtag vom 24. Juni den Landeshauptmann und das neue Ver- ordnetenkolleg-ium"2) um Belassung des Barfüßers. Das Wort Gottes solle nach ihrem Ermessen, wo es recht vorgetragen werde, frei seiJ1. Sie hofften, d ie Stände würden sich der Bitte zur Erweiterung· des Wortes Gottes annehmen. Die Venvendung Cyri aks von Pollheim und der Verordneten bei der niederösterreichischen Regierung fruchtete allerdings nichts, Ferdinand verfügte di e sofortige Überstellung des Ca- lixtus nach Passau oder binnen acht Tag·en die Ausschaffüng aus allen landesfürstlichen Ländern. Aber Calixtus waren im Lande eine Reihe von Bundesgenossen erstanden, so in Steyr der Laipriester Peter Freden- ga.s t und der Humanist und Arzt Dr. Siegmund Wunder, in Linz der leider ungenannte Vikar der Stadtpfarre 63 ) . Auch dieser flüchtete sich, a ls er im Juni 1526 „wegen ltnchristlicher, verführli cher Lehre und Pre- digten und wegen a nde ren Ungehorsams" na ch Passau zitiert wurde, unter den Schutz der Landstände, welche um Abstebung von der E in - vernahme oder um ein Gericht im Lande baten, dagegen dem Vikar eine Rechtfertigung für den Hofrat in W ien abverlangten. Denn da sich der Vikar weigerte, in Passau zu erscheinen, hatte Administrator Ernst beim Wiener Hofrat die Festnahme des ung·ehorsamen und der KetzerPi Yerdächtigen Priesters verlangt, worauf Ferdinand die Verhaftung an- ordnete. Das abverlang·te Schreiben war a ls Rechtfertigung· g·edacht. Im Jänner 1527 wendeten sich di e Stände in der Sache des CalixtuR und des Linzer Vikars nach Vorsprache einer Abordnung aus Steyr in heftigster Weise gegen Passau"·'). Wichtig ist, daß sie auch YOn an- deren Personen aus ander en Städten und aus Pfarrkirchen a uf dem Lande sprachen, die schon früh er nach Passau zitiert wurden. Einige warf man dort nach ihrer Darstellung· ins Gefäng·nis , andere waren offenbar geflüchtet, die Entlassenen erhielten das Predigtverbot für da.s ganze Bistum. Die Stände behaupteten, von irriger oder ärgerlicher Predigt der Angeklagten ni chts zu w issen. llfit Ausnahme von g·anz wenigen etwas Verdächtigen sähen sie ihre Predigt nls das rechte ") Die ersten Verord11ete11 wnre11 Abt Loouhard vo11 Wilhering, Bnrtlmo von Starhemberg. Alexander Schifer und Jakoh Ottmuyr .tiir Lim„ Stauhcr l~.• Ephemeriden. S. 91. ") Die Stände ucu11 en ihn s tets den „Vicari des wi.i rd ige11 Va lent iu :Froi - s inge1·, Kirchherrn der Pflln-e zu Linz". Czerny , n . a. 0., S. 27. ••) Ein Teil der adeligen Stände war Montag St. Valent instag (= 7. J ·äoner) 1527 in Landsrechten in Linz beisammen. Die Sclu·ift ist an den Statthalte r und a n den Hofral der n.-ö . Liioder gerichtet..
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