Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

25 die Neuerer einzuschreiten . Noch 1525 stellten sich das Passauer Or- dinariat und der Offizial für das Land ob der Enns grundsätzlich g·egen das Luthertum ein und es begannen die Vorladung·en verdächtig·er Kleriker na ch Passau. 1526 fallen bereits die Landstände der ldrch- !ichen Oberbehörde in den Arm, fordern Verhör und Geri cht der Ge- klagten im Lande und g·ewäbren g·eflüchteten Kl erikern Unterstand. Eine innere Front ist aufgerissen, die Glaubenseinheit hat zu bestehen :1Ufgehört. Wie im Großen Kaiser und Papst durch verschiedene Um- stände am gleichmäßig·en Handeln g·ehemmt waren, so hängten sich auch Hn Ferdinand und Ernst von Passau bleischwere Hindernisse. Vor allem konnten sie dem gewaltigen Ansturm keinen auf der Höhe seines Be- rufes stehenden Klerus entgegenführen , jahrzehntelang mußte der Widerstand mit den verbliebenen Klerikern der vorrcformatorischen Zeit geleistet werden, die schließlich von einem Klerus abg·elöst wurden, der bereits in der Zeit der Konfessionsmengerei mit ganz 1.mgenügender wissenschaftlicher und a.szetischer Bildung herangewachsen war. Nichts würe daher ungerechter, als die bei diesem ung·ehcuren geistig·en Be- wegung·skri eg zuerst überrannten und Gesch lagenen mit den Maßstäben von Friedenszeiten zn messen. Die Fronten waren: hie Passau und. Landesfürst, hi e Lutherfreunde und Landstände. Das heißt, die äußeren Uewalten .-uchten mit ihren l\fachtmitteln eine Bewegung, die t eilweise von Volksteil en innerlich g·etragen wurde, aufzuhalten und auszurotten. Die Hauptschauplätze waren Städte nnd :Märkte. Wollte man dafür Personen einsetzen, so waren die zwei Gestalten, die aus der Schar der Namenlosen in den Vordergrund der Geschichte traten, Bruder Calixtus von Steyr unu Leonhard IGiser, Vikar von v\Ta.izenkirchen. 2. Es ist kein Zufall, daß der Mann, um den sich der erste scharfe Waffengang zwischen Passau und den Landstünden al.>spielte, gerade in Steyr wirkte. Die alte Eisenstadt behauptete im Städtegeviert Enns-Steyr-Wels-Linz noch immer den kulturellen und wirtschaft- lichen Vorrang, wenn sich auch das Linz der Landstände immer mehr zum politi eben Mittelpunkt auswuchs. Viele Fäden verbanden Steyr mit anderen Städten, besonders im Reich, und begründeten in seiner Bürgerschaft die leichte Empfäng·lichkeit für die neu esten Strömungen, die rasche Wendigkeit und einen gewissen Stolz, auch geistig aus der Art der Urnwelt herauszutreten. Alle neuen Ideen hatten dort rasch Eing·ang· gefunden, k ein Wunder, daß Luthertum und Täufertum sofort nach Ausbruch der Glaubensspaltung um die Herzen sei ner Bewohner rangen. Schon um 1520 war die Stadt religiös in zwei Lager gespalten und eine Partei hatte bereits um den Fa.stenprediger Bruder Patricius gekämpft, den sein Oberer vor dem vierten Fastensonntag abberufen wollte. 1525 sandte der Provinzial der Barfüßer im Kloster St. Theo- bald in Wien den Brud e r Ca 1 i x tu s5J ), der i.iber Verwendung des geistlichen Beraters Ferdinands, Johannes Fa.her, ein ganzes Jahr a,uf Stadtkosten das Predigtamt in Steyr versehen sollte. Zu Pfingsten ") Prevenhuber V., Annules Styre11ses, S. 230 ff., uml A. Czern y, Die An- Hinge der Reformation in der Stadt Steyr 1520- 1527, S . 2i ff . Eine tlberprüfu11g der, Reforrnationsakten im Stadtarchiv Steyr ergab, daß <.las Quellenmaterial von Czerny volls tändig herangezogen wurde.

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