Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

23 inneren Auflösung und zur äußeren Feindesgefahr der wirtschaftliche Abstieg. Die Eingabe des Administrators Ernst von Passau und der Prälaten von Österreich ob und unter der Enn · an den päpstlichen Nuntius Vincenzo Pimpinella am Hofe Ferdinands I. Yon 1529 betonte überaus scharf die Zusammenhänge zwischen wirtscha.ftlicher Be- drückung und Apostasie des Klerus""). Wenn die Kirche des Landes bereits im Lichte d r Visitation des J1thre 1544 in jeder Hinsicht das Bild dahinsiechenden Lebens bietet, i;o dürfen als e in e wichtige Ur ache die wirtschaftlichen Vorg·änge YOn 1521 bis 1531 nicht übersehen werden. Politisch wirkte ·ich diese Umschichtung so aus, daß d r erste tand seine führende Rolle an die weltlichen Stände abgeben mußte, sodaß der Adel di e Führnng an sich riß. Da der König unter dem Drucke der Zeitereig·nis e im stärksten i'lfa,ße von den Landständen abhängig wurde und sich in der Religions- politik nur auf den Prälatenstand stützen konnte, sa nk die Waagschale Roms und es st ieg·en die Au sichten Wittenbergs. B. Die weltlichen Landstände gegen die Abwehrversuche des Admini- strators Ernst von Passau. 1. Das Luthertum war 111it allen Anzeiclien iner mächtigen ge i- tigcn Beweg·ung in den Jahren 1520 bis 1525 auch in das Land ob der Enns ingedmngen. Der Hauptförderer war der Adel, aus dessen l{eihen gleich anfangs führend e Männer anf Luthers Seite traten, während ein Teil dPr Neuerung zuneigte und eine Grnppe, darunter litglieder des Herrenstandes, in scharfe r Ablehnung verharrte. Die Hauptstützpunkte waren die Städte und verschiedene Märkte, während Schlösser und Klöster vorerst weniger hervortraten. Beweg·ung, tiefe Erreg·uug der Geister, Verwirrung, hervorgernfen durch die neue Relig'ionsform und dmch den raschen Wechsel der Gestalten 11nd Ereignis ·e auf der po- litischen Weltbühne, Unklarheit über di e Ziele und lfatlosig·koit kenu- :z. eichnen diese stürmi sche Zeitenwende. Die verhäng·nisvolle Wirkung aller di eser Umstünde zeigte sich in er ter Linie bei den berufenen Führern der alten Kirche. Die wenigsten waren sich über die Trag- weite der Vorg·änge klar, nirgends gewahrt man ein gemeinsames, kraftvolles Vorg·ehen gegen di e kirchliclie Revolution, viele Männer drs hohen Kl ern s schwankten selbst oder warteten ab. :Man versäumte nrng del' Kloi11odieu u11d oi 11 cs Vicl'lels der ('liite1·. A111111len, UJ. \11, DI. :iH' rr. S „ lt I il g 1 s Antei l betrug 720 fl., vo11 Grn11dverkiiufen ist ni chl s heka nn t, oh• ""hon dor l'ropst am ao. .Dewmhcr 1:i30 die Er l11u b11is dazu e rhielt . J>röll l, .• Se hli.igl, S . 119. Auc h verschiecle11e Klosterpfarren rn11ßten zweck~ A hdeck ung der 'l'iirkenste 11er zu Grundverkäufen schreilen. So verkaufte z. H. Chri stoph vo11 Ollerndorf, Pfarrer vo11 Sc lt ii II d o r r, 1:,;JO zwei Pointen 1111 einen niirge1· von Vö<:klnbruck, um von dem Kuufst hillinl! die Tiirkensteuer bezahlen zu kiin11 eu. Stü lz J., Vötklnbruck, S. 105. ••) ... .. . meminisse etium del.Juisset l'ontificia sanct itu s, q11o(I ium Junge modestius cum Clero gerrnano ageudum esset, quaru n.nle ::urnoM viginti, q11ando- quide111 ut iu populo i ta et commun i Clero obedientia tepesci!, et stnt im ubi quod uimium e is videtur uttentatur, 11011 tuntum nb obedientia, sed et fide ips·a de ' fi c iunt." Buc ho llz F . v ., :Ferdinand 1.. Urkundenbaud, S . 661.

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