Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
21 König mit Bewilligung Klemens ' VII. ni cht nur clie Einziehung der ver- bliebenen oder abgelösten Ki rchenkleinodien, sondern den Verkauf eines Viertels der g·eistlichen Güter vor. Der Protest des Admini strators von Passau und des Prälatenstandes von Österre ich ob und unter der Enns an den päpstlichen Nnntius Vincenzo, Erzbischof von Rossano, 1529"), hob die Verarmung der Kirchen infolge der Ab li eferung· von 1526 scharf hervor. Klöster nnd Kirchen seien einst ausgestattet g·e- wcsen mit vielen und großen Kirchenzierden von Gold und Silber, mi t Edelsteinen und Perlen besetzt, welche für di e allerheiligste Euchari stie oder für Reliquien der Heilig·en als Behälter di enten oder dem Kultus od er Menschengebrauch bestimmt waren . Aber all es, wen iges ausge- nommen, selbst die Kelche mußten vor drei Jah ren abgeliefert werden. Das weite re Schicksal dieser zweiten Abli eferung des Kirchensilbers für das Laud ob der Enns ist einstweilen noch unsicher . Da aber in and eren Lände rn , z. B. in IGirnten, die Kirchenkleinodien zur Bezahlung der Söldn er verwendet wurden 40 ) und das Land ob der Bnns 500 Knechte nnd 2000 fl. zum Anka1lf von Proviant bewilligt hatte, wircl das Kirchensilber ka um unangetastet geblieben sein"') . 1\1.ögli ch, daß es a b- gelöst und 1nit dem Gütervi ertel nnter einem abg·efübrt ,vurde. Bei der dri tten Anforderung des Kirchensil bers 1531 wurde dem P rälatenstand ein e Ablöse von 3000 f l. bewilligt, doch scheinen einzeln e Kirchen ihren Anteil durch Erlag von Kirchenschätzen abgetragen zu haben. Ohne Zweifel bedeuteten diese dre i rasch aufeinanderfolgenden Abli eferun g·e n des Kirchensilbers nicht nur eine künstlerische und kultische, sondern a uch eine relig'iöse Verarmung·. Blüte und Glanz der katholischen Ver- gangenheit waren dahi ng·eschwunden. Die sittliche Tat de r Hi lfe für das Va,t erland in höchster Not hätte in anderen Zeiten über das natür- li che Gefühl des Bedauerns hinwegg·et rag·en, doch beim Vord ringen der Glaubensspaltu ng gab diese Verarmung der alten Kirche einen Stich in ::; Welke, Absterbende. Nicht wenige Neugläubige mögen diesen Vor- gang begrüßt haben, viele der alten Kirchenschätze waren ja für sie ii be rflüssig geword en. Die regelmäßig·en Landesabgaben des Kl ern s, d ie außerorden t- lichen E inkommensteuern de r Geistlichkeit und die dreimalige Zwangs- anleihe des Kirchensilbers wurden jedoch weit in den Schatten ges t ell t durch die 1529 von Ferd inand den Klöstern auferlegte gewaltige Be- sit zabgabe der „Q ua r t"H). Jedes Kloster hatte ein Viertel seiner Güter zu veräußern nnd den Erlös auf dem Alta r des Vaterlandes dar- ' 1 ) A bgedru ckt uni J:lu ch o l tz, Bel . JX, S. li57 ff. ") Stö ll er :E'., Soliman vor Wien, Sonderabdruck aus dem Jahrbuc h fiir Ge- Rthichte der Staut Wien für 1929, S. 9, Anm. 19. ") Ein Konfli kt zwisr:ben Ade l und l'rälateu wegen e iner Besteuer un g des Kler11 s durch den Passauer B ischof im Jahre 152!1 veran lnllte Herren und R itter zu <lern Ansspruch, es so ll e in <li e K lös ter gegriffen werden . Diese seien von ihren Vorfa hren zur Eh r e Gottes gestiftet worden, <lie jetzt d urch die 'rürken gefälirdet se i. Jl.fa n vergesse der „nusliindi sch en" K l öster (G-le in k, Garsten und Sp ital nu ter Jlamborg) nicht. Annn len , Bd . IJ, lll. 120 '. ") Jm Land ob der E nns erging der Befehl am 20. ;Juli 1529. Dns Dok umen t fan d ich in versch iedenen K losterarchiven, z. B. im Archiv <les KollegintstifteR Sp i ta l "· P. (Linzer Landesa1· cbi v), Präl:itenstandsakten, Bd. CI , Nr. 14.
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