Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

18 mehr minder lutherischen Landstände stand en, di e dem Papsttum und der katholischen Kirche den Untergang· zugedacht hatten. Durch den Anfall Ungarns im Jahre 1526 waren Ferdina nd und die österreichischen Erbla.nde unmittelbar in die vom Halbmond bedrohte Zone g·etreten. Der nnaufhaltsame Vormarsch der Türken spannte die Abwehrforderungen aufs äußerste, eine Notsteuer jagte die andere. Nach Bucholtz"') hatte der Kl erus 1526 ein Drittel, 1527 ein Viertel, 1528 die Hälfte und 1532 neuerlich die Hälfte seines Jahreseinkommens darzustreeken. Es kann k einen beg-ri.indet en Zweife l darüber geben, daß diese Forderungen zunächst auf dem Papier standen und bei der stark vordringenden inneren Zersetzung· der alten Kirche nur teilweise erfüllt wurden. Anders verhielt es sich mit den Klöstern und mit dem ,,Kirchensilber", wonmter man die Barschaft und die kirchlichen Ge- räte aus Edelmetall bei allen Gotteshäusern verstand. Da die Klöster in der Reg·el auch über das meiste Kirchensilber verfügten, so wurden sie dur h die Ansprüche des Landesfürsten doppelt g·etroffen. Li eß sich di e Regierung· auch z11 Abfindungssummen herbei und gab es auch uneinbringliche Lieferung·s rückstände, so ist doch sicher, daß der Wohlstand der g·eistli chen Häuser dahinschwand und daß in einer Reihe von Klöstern der Keim zum wirtschaftli chen Verfall gelegt wurdr. Da die Frage des Kirchensilbers und die große Vermög·ens- abg·abe der „Q11 a rt" 28 ) bedeutsame Aufschlüsse über den Fortgang der Glaubensspa ltung und die Konfessionspolitik der Landstände geben, versucht di e nachstehende Darstellung· eine Wiedergabe der wi chtigst en Vorgäng·e in ihren Grundzügen. Im Lande ob der Enns wurde das K i r c h e n s i 1 b e r dreimal, 1526, 1529 und 1531 , angeford ert. Im Ja h r e 1 5 2 6 umfaßte di e Anforde- nmg die Hälfte des Kirchenscha tzes. Zunächst sollte von a ll en Klein- , odien und Barschaften bei Klöstern und Kirchen ein Inventa r angelegt werclen~ 0 ) . Zwei Kommissäre, der Vizedom Georg Sigharter und der Anwalt des Landes Balthasar Tannredl , hatten geg·en einen g·enauen Empfang·sschein den verl angten Teil in Linz entgegenzunehmen. Von Linz sollte das g·esammelte Silber zur Vermünzung nach Wien ge- scha.fft werden. Die weltlichen Stände erkl ärten sich auf dem Sept ember- landtag 1526 nicht gegen die Inventarisierung, wohl aber gegen di e Ablieferung nach Wien und stellten di e Durchführung der Silber- einziehung· dem Fürsten anheim. Ihr Rat g·ehe aber dahin, wegen des großen Unwillens unter dem gemein en Mann und des nicht ansehn- lichen Ertrag·es, von der Silberaufnahme bei den Stiften, Pfarren, Bruderschaften und Zechen ganz abzusehen. Als Gegenforderung· unter- breiteten sie Ferdinand eine „B i t t s c 11 r i f t w e g e n d e s h 1. E v a n- ") Gesehi ch te der Regierung Ferdinand J., Bd. VIIT, S. 147 und 150. 28 ) A n s der verwickelten Finanzpolitik dieser Notzeit könn en nur diese zwei , al101·di11gs wichtigs ten Frngen , hera usgegriffen werden. Zu e iner Gesamtdarstel - lung di eser Seile der Tiirkennot fehlen die un erläßli chen genauen Vorarbeiten für die e iuze ln en Klöster. Möge di ese Arbeit wenig. tens .fü1· die noch bes teltende11 Klöster in A11grif! genommen we1·clenl " ) Amrnlm,. 'ßd. J , Ill. W2 und lil.O.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2