Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

17 P.räla.tenstand anschloß 2 ") . Als die Subexekutoren des kanonischen Drittels, der Propst von St. Florian tmd der Abt von Lambach, die ge- samte Geistlichkeit des La ndes ob der Enns auf den 4. Jänner 1524 nach Linz beri efen, entsandte der Klerus die beiden Weltpriester .Jo- hannes von Pranndt, Pfarrer von Eferding, und Leo-nhard Käser, Vikar von Wa izenkirchen, nach Passau. Sie protesti erten namens des ganzen Kl eru s von Öst erreich ob der Enns geg·en di e Terz und leiteten den Protest zwecks Weitergabe an den Kardinal Matthäus Lang von Salz- burg24). Administrator Ernst und Domdecha nt Rupert hatten dieses Dokument vom 14. Jänner gleichfall s unterzeichn et. Der Kardinal brachte das Türkendrittel mit anderen Punkten auf den Nürnberger Reichstag 1524 und auf den Regensburg·er Konvent ka tholischer Fürsten des g·leichen Jahres. Tro tz aller Ansturme wi ch Ferdinand ni cht vom Anschlag des dritten Pfennigs und wies auch dessen Leistung nur von den Absentgeldern und Yom Reineinkommcu abzüglich der sonstig·en Steuern und der allgemeinen Türkenl eistungen zurück. Der Erzherzog nnd der päpstli che Legat Campegio 20 ) verpflichteten si ch nur mündlich zur Verwendung dieser Gelder gegen die Türkeng·efahr nnd stellten einen päpstlichen Schadlosbrief in Aussicht, der eine künft ige ähnliche Ausnahmssteuer für den Klerus verhindern sollte. Der Klerns hatte also clie Terz zu trag·en und wurd e dadurch umso härter getroffen, als er - wi e die Salzbnrger Instruktion auf den Reichstag von Nürnberg sagte - ,,ohnedies durch di e lutherische Bewegung großen Schaden er- litten hatte". Im Lande ob der Enns forderten die Kommissäre auf dem Februa rl andtag 1524 zu den übrig·en Türkensteuern 6000 fl. al s Terz und schweißten den Prälatenstand mit den übrigen lutherfreundli chen Stä.nden zu einer Einh eit zusammen. Di e Prälaten bezeichneten ihre Sonderbehandlung· al s Auflockerung der ständischen Körperschaft , während die übrigen drei Stände unter Hinweis auf die drohende Ver- armung der Klöster und auf den Unterg·ang za hlreicher tifümgen für den Erlaß der Terz eintraten'"). Der mit dem l<' ürstenabsohitismus ringend e tändegedanke ha tte einen Sieg davonge tragen, der um so bedeutsamer war, als sich ähnliche Entscheidungen in Zukunft wieder- holten. In der Geldfrage zwar ha tte er ni chts erreicht, aber er schmie- dete trotz der konfessionellen Spaltung in all en Belangen außer der Glaubensfrag·e di e vier Stände zu einem Ring zusammen. So ergibt sich gleich zu Beginn der Glaubensspaltung das widersprnchsvolle Bild, daß die Prälaten, abgesehen von der Relig'ionsangelegenheit, nicht auf der Seite des katholischen Landesfürsten, : ondern auf der Se ite der ' 3 ) ,,La11dtiig vnnd Fiirs tlicb general llri e rr A1111 0 Do111i11i irn 152;J" , Stifts- :,rc hiv K remsmiins ter (Prälatens tandsarc hiv). Da zu Eder K., Die Stände des :La nd es oh d er Enns 1519- 1525, S. 49 f. Die A uswirkungen in 'l'irol bei Hirn J ., Oeschi chte der '.L'iroler J_irndtage von 1:ilS- 152:i, S. 59, in Ste iermark be i Loserth .1. , Dn s Ki rchengut in Steiermark im 16. uud 17. Jahrh1111clert. ") Hnuth nler W., Cnrdin a l Lang llfatth iiu~ nnd di e religiüs-soc i11le llewe- ~ung seiuer Ze i t , Separa ta bdruck a us den Mitteilungen d er Gesell schaft fiil' Salz- hurger Landes kunde, Bd. X XXVI (1896) , S. 107 I'. Der Ka rdi11 n l e rhiel t da s Suhl'ift- ~tü uk nm 21. Jiinne r 1524 . " ) Pas tor L., Gese hic h te der Piips tc . Bd . LV. n . Ahl e ilun g 1 0-". S. ;!96 er. " ) A nn a len. Bd. I. P.l. r,04. 2

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