Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
15 ganz auf die Erhaltung der katholischen Glaubenseinheit bedachte Fürst durchaus anders vorgegangen wäre, hätte er nur als Herr der österrei- chischen Erbländer handeln können. In Wirklichkeit mußte er zunächst seine Rechte in den neuen Ländern durchsetzen, was ibm in Böhmen gelang, während er in Ungarn in äußerst schwierig·e Kämpfe mjt Jo- hannes Zitpolya geriet, der sich auf Sultan Soliman II. stützte. Die ungarische Frage uncl clie Türkenfrag·e ziehen sich durch die ganze Re- gienmg Ferdinands nnd verbleiben auch seinen Nachfolg.ern ~ls böses Erbe. Man darf diese ungeheure Dauerschwierigkeit nicht übersehen. Erst dann werden viele Schritte Ferdinands geg·en die Glaubensspal- tung, die den Eindrnck der Unentschlossenheit und der Zag·lrnftigkeit hervorrufen, als das erscheinen, was sie in Wirklichkeit waren, als di e einzig mög·lichen, harten Umständen abgerung·enen Maßnahmen. Auch im Lande ob der Enns wirkte sich der Länderzuwachs ni cht :i.ls Kräftigung, sondern wenig·stens anfangs als Schwächung· der F'er- clinnndeischen Politik ans . Die Sicherung der ung"iinstigen, l~tngge- streckten Ostgrenze Ungarns erheischte mehr denn je Mannschaft und Gelder, sodaß der Fürst den Landständen mit verdoppelten Ansprüchen kommen mußte. In di e Gegenrechnung· der Landschaft kam nun als stehende Forderung das „reine Evangelium" ein. Dieses Wechselver- hältnis zwischen Feindesdruck und konfessioneller Besitzerweiterung· durchzieht die Politik der Landstände ein ganzes Jahrhundert bis zum Zusammenbruche des österreichischen Protestantismus im ersten Akte der Dreißigjährigen Krieg·es. Die obderennsischen ' tände erkannten so- fort die Geleg·enheit, unter klug·er Ausnützung der schwachen Seiten 1tnd der vervielfältigten Abhäng·igkeit Ferdinands .an der Tagespolitik die eigenen Fäden zu spinnen. Ihr selbstbewußtes Auftreten zeigt, cla.ß sie die Bedeutung der Geldbewillig·ung·en wohl erfaßten und daß sie entschlossel\ waren, diese gefährliche Waffe bis attfs äußerste zu ge- brauchen. Von den drei Landtagen des Jahres 1526 10 ) beschäftigten sich die zwei letzteren mit den Geldansprüchen Ferdinands zur Abwehr der Ungläubigen und zur Übernahme der Krone Böhmens. Schon die rrste Tagung ford erte das fr eie Evangelitu11 20 ). Die Haltung· der Land- stände in den finanziellen Fragen der außerordentlichen Zeit lenkt den Blick auf den Anteil der Kirche an der Abwehr des türkischen Erb- fe indes und auf die sich daraus ergebenden Folgen für den Klerus. Es empfiehlt sich, diese Frage für den Zeitraum von 1521 bis 1531 in einem zu umreißen. c) D i e :i u ß e r o r d e n t I i c h e n T ü r k e n s t e u c r n d e s K l c- r u s (;,Terz" und „Quart") und d e r KamjJ f um fln. s ,,K i r c h e n s i l b e r". Die überna.hme der Reichsregierung durch Karl V. fi el zeitlich mit dem Reg·ierung·santritt Solimans II., einer machtvollen R.enaissan ce- g·estalt, zusammen. Der kühne Eroberer hatte sich die Aufgabe ge- ") Eröffnu11gs tnge wai·en <.!er 24. Juni, <.!er 4. September und <.!er :i. No- vernl.oer. '") C1.erny .A., Die A11fi:ince um· Reformation iu ,ler St:idt Steyr, S. 22.
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