Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

14 spannung zwischen uem Landesfürsten und den Landständen und eine Klärung der österreichischen Lage. F erdinand hatte gegen die Reli- gionsneuerung seine absolut ablehnende Haltung· bezogen, die er bis zu seinem Tode einnahm. Die Landstänue, die in Augsburg die Macht ihrer Einigkeit und die gewaltige Stürke des sich unges tüm verbreiten- den Luthertums erkannt hatten, sahen sich auf ihre eigene Kraft an- gewiesen. Die Zukunft der religiösen ]<'rage lag· bei den großen Zeit- ereignissen und bei der Taktik der landständischen Körperschaft. b) D c r A n f a 1l B ö h m e n s 11 n ll U n g a r n s (1 5 2 6) 11 n rl s e i n e inn er po liti sc h e n Rückwirkungen. Tn Augsburg waren die Landstände zum letztenmal Ferdinand nur als Herrn der österreichischen Erbländer gegenübergestanden. Der unglückliche Ausga.ng· der Schlacht bei Mohä.cs (29. Aug·ust 1526) schuf mit einem Schlag·e eine ganz neue Lage. Ferdinand hatte nach dem Tode seines Schwag·ers, Ludwigs von Ungarn, di e schwierige Aufg·abe, die Thronfolge in den angefa llenen KönigTeichen Böhmen 1md Ungarn zu behaupten. Zwei neue bedeutende Staaten von verschiedenem inne- ren Aufbau stießen zu dem Konglomerat der österreichischen Erbländer, das Großgebilde der österreichisch-ungarischen Monarchie war in seinen Grundzüg·en fertig· und erfüllte den mittleren Donauraum. Noch kann von eineiu einheitlichen Länderblock keine Rede sein, zu verschieden geartet war diese plötzlich zusammengewachsene Dreiheit. Der Ren- scher und seine Personalpolitik bildeten vorläufig das einzige Band, das sich um die clrei StaatengTuppen schlang·. Di e Tätigkeit der Re- gierung, deren Beamtena.ppa rat noch in den Anfängen steckte, war durch den unerwarteten Zuwachs grundsätzlich auf Rücksicht und Vergleich eingestellt. Vom ersten Tag an hob der Kampf um das Gleichgewicht an und der Herrscher g·ebot nicht mehr einfach als Lan- desherr über seine Erbländer, sondern er sah sich nunmehr in der Rolle eines Vaters drei fordernden, einander eifersüchtig überwachenden Söhnen gegenüber. Nach außen war das Ansehen des Donaureiches gewachsen, im Innern hatten sich die Schwierigkeiten verzehnfacht. Es hätte ruhiger Jahre und einer anßerordentlichen Fürstengestalt bedurft, um der allerersten Schwierigkeiten Herr zu werden. Beide Vorausset- zungen fehlten. Während im Innem der Stmm der Glaubensspaltung die religiöse Einheit des Yolkes vernichtete und an den ewig fli eßenden Grenzen Ostungarns dauernd ein lebendiger Menschenwall aufgeboten worden mnßte, hatte sich ein junger, auf fremde Kräfte angewiesener Fürst in eine r ihm nicht besonders günstig·en Umgebung einzuarbeiten und durchzusetzeu. Vveim man weiß, wie sich die Sonderpolitik uncl die Widerstände jedes einzelnen Landes bis zur obersten Stelle zu- spitzten, wo sich der Fürst in den Regierung·s- und Hofämtern so ganz versclüeclen denkenden Menschen, Vertretern einander bekämpfender Richtungen, gegenübersah, mit denen er zusammenarbeiten sollte, wird man über die Reg·ierung·smaßnahmen Ferdinands viel zurückhaltender urteilen. Auch die Religionspolitik Ferdinands kann nur von diesem Standplatz flllS gerecht brurtei lt werden. Es ist keine Fra.g-e, daß dieser

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