Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
415 Union im Reich 557 ), ausgestreut hatte, war schnittreif geworden. Am 16. August 1619 beschworen die Gesandten des Landes ob der Enns in Prag die Konföderationsartikel, und am 28. August bekräftigten die weltlichen Stände in Linz das Bündnis gegen Ferdinand. Sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ihre Hoffnungen auf eine Erobe- rung Wiens durch Bethlen Gabor erfüllten sich nicht, und am 4. Au- gust 1620 zog Herzog Maximilian von Baiern, dem Ferdinand II. die Unterwerfung des abtrünnigen Landes ob der Enns übertragen hatte, in Linz ein und stellte den Ständen, deren Führer die Flucht ergriffen hatten 558 ), den Grafen Adam von Herberstorf als Statthalter vor. Die Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) besiegelte das Schicksal der Ständeherrschaft auch im Lande ob der Enns. In die Zeit der achtjährigen bairischen Pfandherrschaft (1620 bis 1628) 559 ) fiel der große Bauernkrieg. Diese dritte Erhebung von 1626, welche die Augen Europas auf das „Ländlein ob der Enns" zog, rich- tPte sich unter Stephan Fadingers Führung zunächst gegen den Druck der bairischen Besetzung und mittelbar gegen Ferdinand II., welcher die Fürstenansprüche Habsburgs und die Gegenreformation in einer Person verkörperte 500 ). Die dramatischen Begleitumstände und das Ausmaß dieses blutigen Krieges haben ihn' dem Gedächtnis des Volkes eingegraben und nur mit Bewegung besucht man die Stätten der furcht- baren Geschehnisse und Schlachten. Eine kritische Gesamtwürdigung dieses Krieges erkennt, daß der dritte Bauernkrieg in seiner Ausgangs- situation und in seinem wesentlichen Verlaufe das getreue Abbild des zweiten Bauernkrieges ist. Nur waren die Ausmaße und die Blutopfer ungleich größer. Die Anfangslage, den Hochverrat, hatten die adeligen Landstände herbeigeführt. Als die Erwartungen trogen, das Land be- setzt wurde und 1626 der Bauernkrieg entbrannte, beachtete mit ganz vereinzelten Ausnahmen 501 ) der Adel eine solche Zurückhaltung, daß er nach dem Zusammenbruch des Aufstandes zum Lohn für seine Treue den Kaiser um die Religionsfreiheit anging 502 ) . Die besondere Tragik will es, daß die Bauern nicht nur letzten Endes für ganz andere Ziele verbluteten, als die sie zunächst im Auge hatten, sondern daß sie zu einer Zeit aufstanden, als diese Fernziele ständischer Führer längst "') Stülz J., Tschernembl, AOG., Bd. IX (1853), S. 171. „ 8 ) Hager E., Aus dem Leben eines ständischen Oberhauptmannes. Ein Beitrag zur Geschichte der oberösterrei chischen Ständeerhebung in den Jahren 1618/20. JB. des Linzer Staatsgymnasiums, Bd. LVIII (1909), und Hager E., Ein hochfürstliches Geheimnis aus dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges. For- schungen uud Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs. Bd. IV (1907), S. lGl ff. "') Am 5. Mai 1G28 übergab Herberstorf das La nd feierlich den kaiserlichen. Kommissären und die Stände leisteten die Huldigung durch Handschlag. 080 ) Das Hauptwerk, Stieve F., Der oberösterreichische Bauernaufstand des Jahres 162G, 2 Bde• (1904), sucht die bairische Pfandherrschaft zu entlasten und. spricht die Hauptschuld außer dem Ständeregiment und der harten wirtschaftlichen Notlage dem Dekret Ferdinands II. vom 4. Oktober 1624 (Ausschaffung a ller Prä- dikanten und Schullehrer binnen 8 Tagen) und dem „Reformationspatent" vom. 10. Oktober 1625 zu. 181 ) Achaz Wiellinger, Christoph Hayden, Hans Stangl von Waldenfels. •••) Stieve F., Bd. I', S. 71.
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