Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
412 und 400 Dukaten für Verehrung·en „laut mündlicher Andeutung". Vol- kenstorf empfing als Sprecher ein Hauptschreiben an den Kaiser und eine Information, was er bei der Audienz mündlich vorzubringen hatte. Besonders sollte er Heggenmüller anlueiden, der an einem Wochentage die ganze Bürgerschaft in Linz bewaffnet vorg·efordert hatte. Das Schreiben an den Kaiser 538 ) griff gleich heftig die Amtsführung Löbls wie Hegg·enmüllers Administration an. Es herrschten Verwirrung des Wohlstandes und Suspension der Gerechtigkeit. Viele Angelegenheiten des Rechtes würden der neuen Kanzlei zugewiesen, von der es keine Berufung gebe, die zum Türkenwiderstand bestimmten Landtagsanlagen lägen mit dem Kredit und mit der Landesnahrung in der Asche. Der Landeshauptmann, der Anwalt und die Landräte sollten Landleute sein. Es sehe so aus, als ob es die Landleute mit der kaiserlichen Majestät ,,nicht treulich meinten". Auch dürfe es nur e in e Landeskanzlei geben. Mündlich sollte Volkenstorf vorbringen, daß sie Löbl bei der Majestät in Verdacht und Ungnade brachte und daß der Kaiser doch nicht Heggenmüller den Landleuten vorziehen solle. In Wien hatte Georg Spiller zu Mitterberg ähnlich vorzugehen 530 ) und Erzherzog Matthias ebenfalls ein Hauptschreiben zu überreichen 040 ). Er wurde mit 300 fl. ausgestattet. Beide Gesandtschaften verliefen erfolglos. Spiller traf Erzherzog Matthias, der in das Feldlager abgereist war, nicht mehr in Wien, und die kaiserlichen Räte sandten die Supplikation in das Feldlager, wo sich auch Rudolf eingefunden hatte 541 ) . Die Entscheidung stand beim Kaiser 0 • 2 ). Volkenstorf erhielt in Prag eine Information, daß sich Heg- genmüller den Titel „R. k . Majestät Rat und dieser Zeit Verweser der löblichen Landeshauptmannschaft" anmaßte 543 ) und daß die Stände einen Befehl uneröffnet zurückschickten 544 ) . Nach langem Warten er- fuhr er, daß verschiedene Personen um die Landeshauptmannschaft an- hielten, die „dem Vaterlande künftig mehr zu Schaden als zu Nutzen hausen möchten" 545 ) . Ein Interimsbescheid Rudolfs trug Volkenstorf die Heimreise auf5 46 ). Am 17. November 1602 erinnerten die deputier- ten Räte, daß Hegg·enmüller Verwalter der Landeshauptmannschaft sei 547 ), die Stände hatten die Partie verloren. Heggenmüller blieb bis 1604 Verweser der Landeshauptmannschaft. Seine Amtszeit war aus- 53 8 ) Die Petition vom 18. Oktober 1G02 ist nur von den zwei adeligen Stän- den gefertigt, aber a ls Schreiben der 4 Stände in die Anna len (Bd. XXXIII, BI. 292) eingetragen. °' ') Die Instruktion vom 19. Oktober 1602 in den Annalen, Bd. XXXIII, BI. 297' ff. 040 ) Das Schreiben an Erzherzog Matthias vom 18. Oktober ebenda, BI. 303 ff. 041 ) Spillers Relation vom 7. November 1G02 in den Annalen, Bd. XXXIII, BI. 312'. " 2 ) Annalen, Bd. XXXIII, BI. 307' und BI. 306. •o) Ebenda, BI. 308. •H) Ebenda, BI. 309. '") Ebenda, BI. 319'. "") Ebenda, BI. 319. °' 7 ) Ebenda, BI. 322.
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