Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

411 niger dem Religionsbestimmungsrechte des Landesfürsten als dem zweiten Bauernaufstande. Ihr Charakter war daher der einer U n t e r- n e h m u n g d e s S t a a t e s. Der kirchliche Anteil hätte auch bei einer staatlichen Reformation größer sein können. Der Hauptton lag auf der Gehorsamkeitserklärung. Es leidet keinen Zweifel, daß die ganz enge Durchdringung· von Religion und Politik diese Anschauung förderte. Die Ordnung der persönlichen Überzeugung verblieb dem einzelnen als Privatsache. So trat der sonderbare Fall ein, daß die schärfsten Urteile über diese Reformation Bischof Urban und Bischof Klesl aussprachen. Unverkennbar verstärkten sich die Anzeichen einer kommenden Staatskirche. Da die katholische Religion nicht mehr aus der vollen Kraft und Fülle des Volkslebens gespeist wurde, mußten fremde Kräfte herangezogen werden. Der Hauptkampf spielte sich in der kommenden Zeit auf dem Gebiete der Schule ab. Die Schule aller Gattungen war ein Politikum geworden, und nicht nur der Humanismus und die Reformation, sondern auch die Geg·enreformation bemühte sich a,ngelegentlich um das höhere Schulwesen. Auch diese Verlagerung war ein Ausdruck der Spaltung und der Vereng·ung. Nicht mehr formte wie einst eine starke Gläubigkeit Kind und Jugend des ganzen Volkes, sondern verschieden gerichtete Schulen „zügelten" den Konfessionen ihren Nachwuchs. So zerriß . die Glaubensspaltung Kirche und Volk, Jugend und Schule. Sie zersprengte die Einheit der landständischen Körperschaft und trennte den Landesfürsten von den weltlichen Ständen. Die tiefreichende Radikalisierung in der Literatur und auf der Kanzel beschwor alle Kampfinstinkte herauf, und wer die Zeichen der Zeit zu deuten verstand, sah über den Himmel mit Riesenbuchstaben das eine Wort hingeschrieben: Krieg. b) Der Kampf um den Nach f o 1g e r. Löbls Tod bedeutete einen Einschnitt, aber keinen Abschluß. Da sein Tod mit dem Ableben führender Männer nahe zusammenfiel 535 ), be- traten neue Männer die Bühne der Zeit, und der Fortgang der Ereig- nisse zeigte ein t eilweise verändertes Aussehen. Im Vordergrunde des Interesses stand die Nachfolgefrage. Sofort nach Löbls Tod ergriff Anwalt Ruprecht Heggenmüller, Löbls treuer Mitarbeiter, die Administration der Landeshauptmann- schaft. Die Stände verlangten die Einstellung aller einkommenden Pro- zesse und Handlungen 530 ) und schickten Gesandte nach Prag und Wien. Nach Prag wurden Wolf Wilhelm von Volkenstorf und Erasmus von Tschernembl abgeordnet. Sie erhielten genaue Anweisungen über die zu machenden Vorsprachen und Vorstellungen 537 ), 500 fl. für Zehrung • 35 ) 1598 starben Bischof Urban und Propst Georg I. Freuter von St. Florian, 1599 A.bt Burkhart Furtenbacher von Lambach und Abt Michael II. Raab von Gleink, 1600 A.bt Johannes III. Spindler von Kremsmünster, 1602 Löbl, 1603 Achaz von Hohenfeld, ,.der Lutherischen Papst" (Strnadt J., Peuerbach, S. 507), u. a . •••) Anna len, Brl . XXXIII, Bl. 285' . • 37 ) Die Instruktion vom 19. Oktober 1602 in den Annal en, Bd. XXXIII, Bl. 286'. Dazu ebenda, Bl. 299' und 301'.

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