Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

403 sie die Verlegung der Pässe nach Steiermark, dann begaben sich der Landrichter Hans Rechberger, der Landschreiber Hans Kern und Peter Korn nach I s c h 1. Am 19. J änner 1602 verlas der Landrichter um acht Uhr vor dem kaiserlichen Salzhaus der Menge die zwei kaiser- lichen Patente vom 28. und 29. Dezember 1601. Das erste befahl allen Prädikanten, sofort das Land zu verlassen, das zweite stellte den Salz- arbeitern Verzeihung in Aussicht, falls sie innerhalb acht Tagen die Rebellion aufsagten und Schwärzl und Pernember auslieferten. Die Ischler schlugen diese Forderungen ab und nahmen den verschlossenen kaiserlichen Befehl entgegen. In L a u ff e n schlugen die Kommissäre das Patent an die Kirchentüre an und stellten dem Richter den ver- schlossenen Befehl zu. In G o i s e r n war die Menge bewaffnet und stieß Drohreden aus. Den verschlossenen Befehl, den man einem Bürger übergab, legte dieser am nächsten Tag den Kommissären in Hallstatt wieder auf den Tisch. In Steeg verweig·erte der Waldmeister die An- nahme des Patentes für Gosau, und die Kommissäre mußten es wieder an sich nehmen. Am 20. Jänner erfolgte die Bekanntmachung in H a 11- s t a t t. Wie in Ischl ließ man auch hier die Kommissäre nicht zu den Prädikanten. Der Amtsverwalter wurde mit der Publikation des Pa- tentes in G o s au betraut. In Begleitung Schwärzls r eisten die drei Be- amten nach Ischl zurück. Der 21. Jänner verlief mit Unterhandlungen iiber die Annahme der kaiserlichen Kommissäre in Ischl und die Ent- sendung von Ausschüssen nach Gmunden. Der freiwilligen Stellung Schwärzls und Pernembers versagte die Gemeinde die Zustimmung. Das einzige Ergebnis war die Erweiterung der Spaltung zwischen der Kriegs- und Friedenspartei in den fünf Salzflecken. Zwar hatten sich durch diesen Zug seit dem Drohbrief vom 25. Oktober 1601 zum ersten- male wieder kaiserliche Beamte in das Salzkammergut gewagt, aber ohne Erfolg. So richtete sich die letzte Hoffnung der Regierung auf den Fürsten von Salzburg. Die Haltung, die Wo l f Dietrich v o n Ra i t e n au zum Auf- stand im Salzkammergute einnahm, ist ebenso wichtig für die Beurtei- lung der Erhebung wie bezeichnend für die eigenartige Persönlichkeit dieses Kirchenfürsten. Der Aufstand erscheint im Spiegel des unpar- teiischen Dritten. So sehr Wolf Dietrich die Rolle des Exekutors auf fremdem Boden zuwider sein mußte, fiel ihm doch wegen der geogra- phischen Lage des Salzkammergutes und wegen der Gefahr des Hin- überschlagens des Aufstandes in das Hochstift fast zwangsläufig diese Aufgabe zu 520 ) . Der Fürst hatte sich seinerzeit über die Patentwirt- "') Viell eicht trug sich der Fürst bereits mit den Plänen, die im „ewigen Statut" von 1606 verschleiert niedergelegt sind und die auf eine Säkularisation de~ Hochstiftes zugunsten seines ältesten Sohnes, Hannibal von A l tenau , hinaus- liefen. Diese damals allgemein verbreitete Meinung stützte sich u. a. auf die a uffällige Tatsache, daß Wolf Dietrich auf seinen Bauten sein Wappen ohne die üblichen Abzeichen seiner geistlichen Würde anbrachte. Widmann H., Geschichte Salzburgs, Bd. III, S. 189. über die Lebensführung dieses Fürsten, der sem h ohes Amt als Vorkämpfer der k a tholischen Erneuerung bega nn, vergl. Martin F., Wo!! Di'etrich von Raitenau , S. 39 ff., und Pas tor, Bd. XI 1 - 7 , S. 247. über Grabsteine seiner Kinder vergl. Eder K., Die Grabsteine an der Südseite des. Linzer Museums, Christliche Kunstblätter, Bd. LXXVI (1935), S. 98 ff.

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