Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

402 auf Wildenstein, an und zog die ang·ebliche Privilegierung fast aller landesfürstlichen Kammergüter und Bergwerke, besonders der Krone Ungarns, an. Nach einer Aussprache zwischen der Kommission und Spindler in Gmunden am 9. September erstattete der Salzamtmann (am 11.) sein Gutachten an die Regierung. Er schlug die Lösung durch Waffengewalt vor. Die Rebellen führten trotz der Arbeitsaufnahme das große Wort, die Autorität des Amtmannes und der Beamten sei geschwächt, die Einsetzung der katholischen Priester werde verweigert, die Städte und Märkte des Landes warteten nur den Ausgang der Er- hebung ab. Die sichtliche Ohnmacht der Regierung, welche die in Wien fest- gehaltenen Ischler heimgeschickt hatte, und die Zusage der Unter- stützung der protestantischen Landstände durch Gundacker von Poll- heim stärkten den gesunkenen Mut der Aufständischen. Als sich je- doch die Kunde von der Korrespondenz zwischen Wien, Salzburg, Baiern und Steiermark verbreitete, schwuren am 25. Oktober die aus allen Teilen des Salzkammergutes in Ischl zusammengeströmten Bürger, Salzarbeiter und Bauern, bis auf den letzten Blutstropfen beisammen- zubleiben, versperrten die Pässe nach Steiermark und schickten einen Drohbrief an Spindler, sodaß sich kein Beamter mehr in die oberen Flecken wagte. Am 4. November publizierte der Landrichter in Ischl Patente, doch verjagte man die am 24. November erschienenen kaiser- lichen Kommissäre und drohte, sie „unter die Pfannen zu heizen". Der gegen den Willen der Bürgerschaft eingeführte Prädikant hielt am 25. November in Ischl seine erste Predigt und wurde als Wanderprädikant für alle Salzflecken aufgenommen° 28 ) . Ein Schreiben der Salzflecken an die niederösterreichische Regierung und Kammer, das ihre Un- schuld bedeuerte und um die A C bat, wurde von der Regierung als ,,böser hitziger Brief" bewertet. Merkwürdigerweise entging dem Lan- deshauptmann die deutliche Spaltung der Aufständischen in die ge- mäßigtere Bürgerschaft und in das radikale „gemeine Gesind". Da- gegen versuchte er, dem belagerten Wildenstein zu Hilfe zu kommen. Doch wurden von den zwölf Mann neun abgefangen und die in Truhen nach Ischl geführten kleinen Geschütze beschlagnahmt. Als letzte fried- liche Karte blieb nur mehr die von der Regierung zusammengestellte kaiserliche Kommission in das Salzkammergut. d) Die k a i s er 1 ich e „Hauptkommission" in Gmunden. Zurückhaltung des Salzburger Erzbischofs Wolf D i e t r i c h v o n R a i t e n a u m i t d e r T r u p p e n h i l f e. Die kaiserliche Hauptkommission bestand aus Löbl, Abt Kaspar von Melk, Karl von Harrach, Georg Bernhard Urschenböck, Vizedom Adam Gienger und Dr. Paul Seeauer. Die Kommissäre kamen um den Dreikönigstag nach Linz und begaben sich mit einem Geleite von 60 Knechten nach Gmunden. Als eine der ersten Maßnahmen verfügten US) Da er aber in kurzer Zeit 200 f l. defraudierte, verfiel er bald der Ver- achtung. Scheich!, S. 76.

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