Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

400 Go sau ein. Zum katholischen Gottesdienste am 28. Juli erschien niemand, das Patent wurde in trotziger Weise abgehört. In einem sehr scharfen Schreiben, das sechs Leute am 27. Juli nach Gosau nach- brachten, verlangten die Ischler Aufschluß über das Schicksal ihrer Bittschriften an den Kaiser und über die Gründe der Verhaftung Stadelmanns und drohten mit sofortiger Arbeitseinstellung. Spindler bezeichnete in seiner Antwort Bürgerschaft und Gemeinde als offene Rebellen, ließ einen Überbringer in Eisen schlagen und nach Wildenstein abführen. Der Aufstand brach in H a 11 s t a t t aus, wo die Kommissäre am 28. Juli ankamen. Am 29. (Kirchweihsonntag) wurden die kaiserlichen Patente verlesen, der Salzamtmann gab die mündliche Erklärung über das Bekenntnis zur katholischen Religion oder den Abzug und setzte den Marktrichter, Hans Kreimbser, ab. Am 30. waren die Pfannhauser und Salzbergarbeiter vorgeladen, die Spindler finster und schweigend anhörten. Die Pfannen zu Hallstatt waren mit Gewalt ausgelassen, die Holzschiffahrt gesperrt worden. Gegen Mittag zogen einige hundert Salzarbeiter und Goiserer Bauern, die nachts die Ansager aufgetrieben hatten, vor das Salzamtshaus und erklärten Spindler unter Geschrei, sie könnten den kaiserlichen Patenten nicht gehorchen und ihre Prä- dikanten nicht ziehen lassen. Man habe sie auch in Linz geduldet! Spindler verweigerte die Auslieferung Hofmändls, versprach aber die Entsendung des Gegenschreibers nach Prag. Nach einem mißglückten Fluchtversuch über den See gab sich der Salzamtmann samt seiner Be- gleitung gefangen, versprach Stillstand in der Gegenreformation und sagte seine Mitreise nach Linz zur Beförderung ihrer Angelegenheit zu. Unterdessen kam ein Bote von Prag zurück, dessen Bericht öl in das Feuer goß. Er durfte sich in Prag· nicht sehen lassen und konnte sein Schreiben nicht abgeben, sonst hätte er das von Hofmändl ver- schuldete Schicksal Stadelmanns erdulden müssen. Am 31. verlangten tausend Bewaffnete neuerdings die Auslieferung Hofmändls. Spindler verweigerte sie abermals und mußte sich nach einem zweiten Flucht- versuch neuerdings gefangengeben. Die Hallstätter meinten, sie woll- ten ihn nicht aufhalten, wenn er aber mitgehen wolle, so seien sie zu- frieden. So marschierte die Kommission, Spindler Hofmändl an der Hand führend, begleitet von 300 Bewaffneten durch Goisern und Lauf- fen nach Ischl. Unterwegs mußten die Kommissäre nicht nur Hohn und Spott über sich ergehen lassen, sondern waren einigemale am Leben bedroht 526 ). Hofmändl wurde in einem Zimmer des Rathauses angeschmiedet, Spindler freigelassen. Er flüchtete mit seinen Beglei- tern nach Wildenstein und von da am 2. August nach Linz 527 ) . In Ischl erfolgte am 2. August eine Abstimmung. Wer sich zur AC be- kannte, mußte „durchgehen" und zwei Finger emporrecken. Die an- wesenden Bürger und Bauern liefen alle durch. Am 4. August begab sich eine Deputation der fünf Flecken nach Wien. Die katholischen "') Kanzler G., Ischl, S. 197. 527 ) Nach Kanzler am 4. August unter Benützung unterirdischer Gänge, da das Schloß umstellt war, über Strobl, Wolfgang, Mondsee, Gmunden.

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