Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

11 bald lauter, l.mld leiser, aber sie verstummte nicht mehr. Dieser frühe Eingang der Religionsveränderung in die Propositionen der stän- dischen Tagungen ist erstatrnlich. Er muß einerseits als Gradmesser für die ungeheure Stärke genommen werden, mit der der Sturm der Reformation auch über die österreichischen Erbländer brauste, andrer- seits ist er ein klarer Beweis, daß beileibe nicht sofort alle Herzen Luther zuflogen, sondern daß sehr viel künstlich gemacht und viel nachgeholfen werden mußte 13 ) . Man muß sieb diesen ersten Hergang stets vor Augen halten. Im Lande ob der Enns kam der neue Glaube nicht aus den breiten 1mteren Volksmassen, er stieg von oben, aus den Kreisen des Adels und der Bürgerschaft, in die Menge herab. Aus dieser Sachlage erg·eben sich zwei Folgen, die für die ganze Reformationsge- schichte grundlegend sind. Erstens war das „reine Evangelium" von Anfang an Suche der geistig führenden Schichte und Liebkind der Land- schaft. Zweitens war dn s ganze Sinnen und Trachten der weltlichen Landstände auf den völligen Sieg der religiösen Neuerung aus und alle großen und kleinen Landtagsfragen wurd en vom konfessionell en Stand - punkt aus aufgefaßt und durchgeführt. 3. Die Schwierigkeiten des „lieben Wortes" im Lande ob der Enns und seine Förderung durch die ungewöhnliche Zeitlage. A. Die Abhängigkeit des Landesfürsten von den Landständen. a) Di e V e r t r e t e r d e s La n d e s o b d e r E n n s auf d c m G e n e r a. 11 a n d t a. g v o n A u g s b u .r g· (D e z e m b e r 1 5 2 5 I.J i s :März 1526)" ). Auf dem Generallandtag der österreichischen LHnder ,rn Augsl.Jurg, den Ferdinand zur Klärung· seiner schwierigen Lage einberufen hatte, erfolgte eine grundsätzliche Aussprache zwischen Landesfürst und Landständen. Es g·alt für Ferdinand vor allem das ti efe i\lißtrauen nach der Ständerevolution und ihrem düsteren Ausgang im Neustädter Blut- gericht zu überwinden und die Erbländer militäri sch und finanziell geg·en die drohende Türkengefahr bereitzustellen . Di e gemeinsamen Ständetagungen biet en im großen das Bild der einzelnen Landtage: Forderungen des Fürsten, Gegenforderungen der Stände, Unterhand- lungen, Abschlüsse auf einer gemeinsamen Linie. In \.ugsburg standen dem „Beg·ehren" Ferdinands die außerordentliche Geldbilfe zur Besei- tigung der Finanznot, die Rüstordnung, die Ti.irkenhilfe, eine Empö- rungsordnung und die erbländischen Beschwerden gegenüber. Diese um- griffen die Verfassung, Justiz und Verwaltung, die Landesverteidigung, Handel und Verkehr, vor all em das „reine Evangelium" . Als Haupt- 1 l) Stiefel :Michael, der ors Le Prädikant im Land ob der Enns , s chl'ieli 1525 an Luther, die l\Iacht dos 'l'eufcls sei selu· groll , die Kraft des ,vortcs r.u ve1:- hindern. Raupa cb, ßd. ll, S. 38. ") ilfoyr ill., Der Generalla ndtag der üsterreichi scben E r tJliinder w A ugs - bm·g 1525- 1521i. Zeitschrift des Ferdinnndeums, Bd. Ul (1894) , und E del' K., Die Stände des· Landes ob del' Enns 1519- 1:l25, S. CO r.

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