Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

399 diesem Teufelswerk vorhätten. Spindler begab sich sofort nach Ischl, forderte Richter und Rat, die Gemeinde und gruppenweise die Kammer- gutsarbeiter vor und verbot ihnen unter Berufung auf die Resolutionen vom 27. Juni und 21. Juli 1600 und vom 11. Jänner 1601 und unter Verweis auf die „Salzwesens-Instruktion" jede Beratschlagung in Re- ligionssachen. Die Gosauer entschuldigten die Verhinderung der Pro- zession mit dem Hinweis auf Proviantmangel. Im Hochsommer 1601 kamen die Ereignisse in rascheren Fluß. Zweimal (23. Juni und 11. Juli) forderte Löbl die sofortige überstellung Schwärzls und Pernembers nach Linz. Ein Pönfall von 1000 Dukaten verstärkte den zweiten Be- fehl. Lauffen hatte ein Patent (vom 8. Juli) erhalten, in welchem der Kaiser das Beharren auf der Religions reformation betonte. Stadelmann war auf wiederholten Rat Spindlers in Prag in Haft genommen worden, Schwärzl, der eine Abordnung nach Wien führte , wo sie am 14. Juli der niederösterreichischen Kammer eine Beschwerdeschrift gegen Spindler überreichte, entging der Verhaftung durch die Flucht. Am 21. Juli forderte Löbl den Salzamtmann auf, das kaiserliche Patent für Lauffen vom 8. Juli und das fast gleichlautende für Ischl vom 17. Juli feierlich zu publizieren. Dieser Zug Spindlers war der Anlaß zum Aus- bruch der offenen Erhebung gegen die kaiserliche Kommission und die Regierung. c) D a s Salzkamm er gut in offener Auf l ehnung. E i n V e r m i t t l u n g s v e r s u c h d e r L a n d s t ä n d e. Am 25. Juli 1601 begab sich Spindler mit dem Dechant von Gas- poltshofen, dem Administrator von Traunkirchen und einigen Beamten, darunter Hofmändl, in Begleitung bewaffneter Diener nach I s c h 1, wo sich der Pfleger von Wildenstein der Kommission zugesellte. Am 26. Juli schritten die Kommissäre unter Vorausritt von Trompetern in die Kirche und wohnten dem katholischen Gottesdienste bei. Her- nach wurden die kaiserlichen Patente an vier Stellen des Marktes ver- lesen. Dazu gab der Salzamtmann die mündliche Erläuterung, daß jeder, der sich nicht zur katholischen Religion bekenne, binnen drei Monaten zu verkaufen und die Erblande zu räumen habe. Auf dem Rathaus setzte Spindler vorläufig Kosmas Khlee zum Marktrichter ein" 2 t). Am 26. Juli verrückte die Kommission nach Lauffen, wo sie den Marktrichter absetzte und am 27. nach einem feierlichen Gottes- dienste das kaiserliche Patent verkündete. Vormittags fand dieselbe Zeremonie in Goi s er n statt, doch mußten die Kommissäre bedenk- liche Äußerungen hören. Es hieß, in politischen Dingen wollten sie dem Kaiser gehorsam sein, in geistlichen und in Gewissenssachen lie- ßen sie sich aber nichts befehlen. Der Leib gehöre dem Kaiser, die Seele Gott. Sie wollten keine päpstischen Pfaffenleute dulden, son- dern lutherische Prädikanten haben und sich die Seelenspeise nicht abstricken lassen 525 ) . Am 27. Juli abends traf die Kommission in 5 ") E inzelheiten bei Scheich!, S. 42 ff. "') R.aupach, Bd. I, S. 216.

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