Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

398 Spindler den neuen Hallstätter Hofschreiber, Daniel Hofmändl, nach Prag, der dort einen offenbar zu optimistischen Bericht über die Re- ligionszustände im Salzkammergut erstattete. Nach ihm wären in Ischl alle Bewohner bis auf acht oder zehn zum katholischen Glauben über- getreten. An Hofmändl kühlten sich später die Hallstätter ihr Mütchen. Die Organisation des Widerstandes in der Heimat nahm während des Winters 1600/01 der Isc1ller Marktrichter J o ac h im Sc h w ä r z 1 in die Hand . Er war ein gebürtiger Ischler, stand im 40. Lebensjahre, zeigte Klugheit, Mut und eine staunenswerte Hingabe an die AC. Seine Person hielt nicht nur in Ischl den Glauben an den Sieg wach, sondern riß auch die übrigen Flecken mit sich. Enge Fühlungnahme mit der steiermärkischen Opposition verbreiterte und fes tigte die Grundlage der von ihm geführten Bewegung. 1601 trat er für eine neue Gesandtschaft nach Prag ein und ging selbst nach Wien. Er zeigte sich nicht frei von Terror gegen Andersg·esinnte und handhabte als Waffen die Drohungen mit Betriebseinstellung, Werksbeschädigung und Minderung der kaiserlichen Einkünfte. Er tat als einzelner, was die lutherische Landschaft als Körperschaft mit der Verweigerung der Türkenhilfe getrieben hatte. Der Winter 1600/01 verging unter vielen geheimen Zusammen- künften und Beratungen in Ischl. Im Jänner 1601 entsandte der Rat einen gewissen Stadelmann nach Prag, der eine von Pernember ver- faßte Bittschrift überreichte 522 ) . Da Engelhofer ein Religionsregister verlangte, schrieb Stadelmann zweimal um ein solches Verzeichnis nach Ischl, nicht ohne den gewagt en Zusatz, er hoffe, wenn sich die Angaben Hofmändls als unrichtig herausstellten, ihnen bald die Frei- stellung der A C und die Zulassung der Prädikanten zu verschaffen. Schwärzl lud den inneren und äußeren Rat und die ganz e Gemeinde auf das Rathaus in Ischl vor und forderte alle, die bei der A C Leib und Leben, Gut und Blut lassen wollten, auf, ihren Namen in ein Buch einzutragen. Das Buch wurde von Haus zu Haus getragen, und mit Ausnahme dreier Personen trugen alle ihren Namen einm). Auch die übrigen Flecken sandten ähnliche Listen nach Prag. Unter dem Deck- mantel, er besuche den Roßmarkt in Abtenau, bereiste Schwärzl die einzelnen Orte des Salzkammergutes, um sie enger aneinander zu ket- t en. In der Mitte des Februar 1601 erschien Spindler, dem diese Tätig- keit nicht verborgen blieb, mit dem Pfleger von Wildenstein und dem .Verwalter Jörg Nuz im Rathaus in Ischl und verlangte binnen drei Tagen die Abschaffung des Marktschreibers Pernembers bei sonstiger Sperre des Rathauses und Hausdurchsuchung. Die Schriften, die eine · Hausdurchsuchung bei Pernember zutagegefördert hatte, wurden wie die meisten Schriften der Gemeindekanzlei nach Gmunden geschafft. Die Erregung stieg. Am 1. Juni 1601 verwehrten 300 bewaffnete Holzknechte der Kreuzschar von Abtenau den Grenzübertritt und fragten , was sie mit "') Schardinger, S. 17. 523 ) Die Liste in den Annalen, Bd. XXXI, BI. 673'-677. Die Art des Zu - standekommens is t für die kriti sche Würdigung zu bea chten . Vergl. Scheich!, S. ~6.

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