Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

397 würden. Das lutherische kaiserliche Salzkammergut wurde umso un- möglicher, als Ferdinand von Steiermark die Gegenreformation im stei- rischen Salzkammergute ohne Rücksicht auf das Salzwesen radikal durchgeführt hatte 518 ). Daher entschloß sich die Regierung, auch im Salzkammergute Ernst zu machen. Der Befehl Rudolfs vom 28. März 1600 über die Abschaffung der protestantischen Schulen und der A C in Linz, Steyr, Wels und in den anderen Städten und Märkten sowie die Resolution des Erzherzogs Matthias vom 27. Juni 1600 an die sieben landesfürstlichen Städte 5 ' 0 ) boten genügende Grundlagen zum Vorgehen. Die von der Regierung . bestellte Reformationskommission bestand außer dem Landeshauptmann aus dem Administrator von Traunkirchen Josef Breuer, dem Hofschreiber von Hallstatt, Hans Nuz, und dem Ver- walter und Hofrichter von Lambach, Jakob Peck. Am 2 1. Juli 1 6 0 0 e r h i e 1 t e n d i e S a 1 z a r b e i t e r d e n B e f e h 1, e n t- w e d e r k a t h o 1 i s c h z u w e r d e n o d e ·r a u s z u w an d e r 11 520 ). Der Reformationszug Löbls, von dem leider nähere Kunde fehlt, dürfte Ende Juli oder Anfang August erfolgt sein. Die Ersetzung der Pfarren scheint ohne größeren Widerstand vor sich gegangen zu sein, doch hielten die abgeschafften Prädikanten in entlegenen Ortschaften mas- senhaft besuchte Hauspredigten. Der Mangel an tüchtigen katholischen Priestern mußte auch hier zu Mißgriffen führen . In Hallstatt wurde der im Sommer eingesetzte Pfarrer schon im Oktober durch einen anderen ersetzt. Dieser führte sich so ärgerlich auf, daß der Pfleger Gregor Jordan von Wildenstein an Spindler schrieb, er glaube, der lebendige Teufel regiere die Pfaffen 521 ). Verschiedene Gerüchte durchschwirrten das Land und hielten die Geister in Spannung. Die Linzer Prädikanten predigten wieder öffentlich, man könne im Lande nicht genug Prädi- kanten auftreiben, Löbl müsse sich in Prag über sein hartes Vorgehen verantworten. P. Scherer S. J. ziehe wieder weg, die ständischen Ge- sandten würden in Prag so geehrt, daß sich einige ihre Frauen nach- kommen ließen. Die Hallstätter wollten unter dem Eindruck der Ge- rüchtepropaganda keinen katholischen Priester mehr dulden und Ab- gesandte nach Prag· schicken. Als aber Spindler zwei Hallstätter aus einer Gesandtschaft zu ihm als Geiseln festhielt, mußten sie sich der Neueinsetzung eines katholischen Pfarrers fügen. Mit dieser Maßnahme begann eine Reihe von Zwangsmitteln, die sich in der Folge als sehr unglücklich herausstellten. Spindler riet dem Landeshauptmanne, einen Ausschuß von Hallstatt nach Linz zu berufen und die Leute bis zur B&ilegung des Widerstandes aufzuhalten. Das gleiche möge der Kaiser mit etwaigen Abgesandten in Prag machen. Ende Oktober 1600 schickte 51 8 ) Am 2. Jiinner 1599 tat Ferdinand die Prädikanten von Aussee, Hans Telzer und Hans Schwaiger, in die Acht und erklärte sie fiir vogelfrei. Wer sie lobend oder tot oder wenigstens ihre Köpfe einlieferte, erhielt 500 fl. Der Acht verfiel , wer sie beherbergte. Abschrift im Musealarchiv, Bel. XXXV, Fasz. XXI, Nr. 16. • 10 ) Abschrift im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, Oberösterreich, 7. " ") Scheich! F., a. a. 0., S. 31. • 21 ) Der Bericht des Pflegers an Spindler vom 23. Oktober 1600 im Archiv des Finanzministeriums in Wien, Fasz. Salzkammergut, 18481/a.

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