Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
396 Rudolf übermittelte den Akt dem Erzherzog Matthias, der am 10. April 1599 die niederösterreichischen Regimentsräte um ein Gut- achten über das Salzkammergut anging" 1 ") . Diese erklärten, der nächste Weg wäre der Landeshauptmann, der Anwalt und der Vizedom in Österreich ob der Enns gewesen 516 ). Ihr Vorschlag lautete: Keine Re- ligionsveränderung und keine Antwort! Zur Begründung verwiesen sie auf die große Armut und auf die geringen Löhne der Leute. Ka- tholische Geistliche seien des Lebens nicht sicher. Dagegen mögen die Ämter in Gmunden und auf Wildenstein mit katholischen Beamten er- setzt werden. Nur wegen der unkatholischen Beamten sei es beim ge- meinen Volk so weit gekommen. Trotz der Religionsreformation in den Städten und trotz der Ersetzung der Pfarren gehe es mit denselben bis dato „nicht allerdings richtig" zu. Die Leute seien in der katholischen Religion gar nicht unterrichtet, wollten aber des Salzkammergutes und der (Salz-)Wurzen halber in der Religion freier als die Städte und Märkte des Landes sein. Erzherzog Matthias erstattete in diesem Sinne am 9. Mai Bericht an den Kaiser 517 ). Er fügte die Notwendigkeit der ,,allmählichen Zügelung guter, exemplarischer katholischer Priester" bei, schlug die Vorladung des Salzamtmannes, des Einnehmers und des Gegenschreibers nach Prag, eine Untersuchungskommission in das Salzkammergut und einen Vergleich mit Ferdinand von Steiermark, mit Baiern, Salzburg und Passau für den Fall des Abzuges der Ar- beiter vor. Der niederösterreichische Kammerpräsident von Hoyos werde der Reichshofkanzlei einige katholische Amtsleute vorschlagen. So unterblieb vorläufig die Religionsreformation. Die Politik der Re- gierung lief auf eine Auswechslung der Salzbeamten hinaus, und als erster hatte der Salzamtmann Christoph Hayden abzutreten. Doch mußte diese Pause die Hoffnung bestärken, daß das Salzkammergut von der Religionserneuerung ausgenommen sei. b) D i e D u r c h f ü h r u n g d e r G e g e n r e f o r m a t i o n u n t e r d e m S a 1 z a m t m a n n n e D r . V e i t S p in d 1 e r v o n H o f e g g und die Organisation des Widerstandes durch d e n Ischler Marktrichter Joachim Schwärz !. Seit der Interimsresolution Rudolfs II. vom 14. Mai 1599 verstrich ein volles Jahr, ohne daß sich im Salzkammergute etwas änderte. Wohl aber hatte die Gegenreformation durch die Abschaffung des Linzer Land- hausministeriums und des Religionsexerzitiums im Schloß Pollheim in Wels wichtige Fortschritte erzielt. Ein neuer katholischer Salzamt- mann, D r. V e i t S p i n d 1 e r v o n H o f e g g, hatte die Zügel der Verwaltung im Kammerhof ergriffen und bot Gewähr, daß die Ver- fügungen des Kaisers und des Landeshauptmannes auch durchgeführt • 10 ) Abschrift im Archiv des Bundesministeriums für Unterricht in Wien, IV., A. 3. 516 ) Die Antwort der verordneten Räte vom 17. April 1599 an Matthias ebenda. " 7 ) Abschrift des Gu tachtens auf die Supplikation der Salzflecken ebeud,t.
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