Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

393 Ebelsberg. Der Richter und ein Ratsmitglied wurden gegen zwei ka- tholische Männer ausgewechselt, zwei Rädelsführern (,,gar sektischen und groben Rebellen") die Zustift angedroht. Nur gegen zehn Bürger waren katholisch. Die übrigen erhielten vier Wochen Wartezeit und hatten sich bei sonstiger Sperre ihres Gewerbes zur katholischen Religion zu bequemen. Von den zirka 50 Untertanen des Hofamtes baten nur sieben um Bedenkzeit. Am 4. Juni zeigte es sich, daß von den Untertanen der Ämter Ansfelden, Asten, Leonding, Donautal, Goldwört und des Vogtamtes nur sehr wenige Lutheraner waren. Auch diejenigen, die sich Bedenkzeit erbaten, scheinen wenigstens äußerlich katholisch ge- worden zu sein. In einzelnen Fällen kamen Verweigerung der Kommu- nion und Pönfallsdrohungen auch in der Folgezeit vor. Das Gesamt- ergebnis stellte sich also günstiger als in den Passauer Pfarreien des Mühlviertels. War auch die Bürgerschaft des Marktes, wie überall, ganz überwiegend für die A C, so hatte das Luthertum unter den bäuerlichen Untertanen dieser Herrschaft keine so festen Wurzeln ge- schlagen wie anderswo. Zusammenfassend ergibt sich für die Pfarren im geistlichen Besitz kein vorteilhaftes Bild. Der günstigste Fall war die Besetzung einer Pfarre mit einem katholischen Priester, der manchesmal Messe las und sich sonst durch Predigt und Psalmgesang der protestantischen Mehr- heit anpaßte. Das Herz der meisten Holden war wie in den Städten und ' auf den Schlössern nach den Prädikanten gerichtet. Auch die Kommissäre werden nicht angenommen haben, daß die Fertigung der Reverse gleichbedeutend sei mit innerer Umkehr, doch unterschätzten sie die tiefe Einwurzelung des Luthertums. Gleichmäßig traten überall zutage Ungehorsam gegen die Reverse, Verödung der Pfarren, Auslauf, das Versagen rein geistiger Mittel der Seelsorge, Anwendung von Ge- walt durch Kerker, Pönfälle und Abstiftung. Als besonders erschwerend für die katholische Reformation erwies sich die Zurücknahme des Kel- ches seit 1600. Die aus der zweiten Bauernerhebung herausgewachsene Rudolfini- sche Religionsreformation war mit Rücksicht auf die Entstehungs- ursache ein Abschluß, im Hinblick auf die allgemeine Entwicklung der Anfang einer neuen Zeit. Das blutige Morgenrot eines neuen furcht- baren Jahrhunderts erhob sich über dem Horizont der Zeit. Die halbe Durchführung der Maßnahmen, die starke Spannung zwischen äußerem Gewaltregiment und der wahren Gesinnung des Volkes, da,s Kammer- dienerregiment in Prag und die dichten Fäden von obderennsischen Schlössern zu auswärtigen Höfen und zu ihren führenden Männern kün- deten Krieg und Gewalt an. Der katholische Landesfürst besaß das Recht, die lutherische Landschaft Herz und Hand der großen Volks- mehrheit. Was mußte kommen? Ein schauriger Ton, halb klirrendes rostiges Eisen, halb dumpfes Stöhnen gepeinigter Kreatur, - schwang auch über das Land ob der Enns, und die ersten Schatten dahinjagen- der gespenstischer Reiter schreckten ahnende Herzen. Das Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges zog herauf.

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