Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

392 über Ersuchen der Gemeinde einen sektischen Prediger von Wels und setzte ihn am 7. Juli 1596 ein. Niederkappel nahm mit Bewilli- gung des angemaßten Vogtes Rädern von Berg den von Weinberg ab- geschafften Kalviner Gedeon Sigi als Prediger auf. Vor dem Streifzug Starhembergs flüchteten die Prädikanten, und einige vertriebene Pfarrer konnten zurückkehren, doch begegnen nach der Religionsreformation auch neue Namen. Von einer inneren Veränderung konnte keine Rede sein. Ja, Bischof Urban erklärte in einem Schreiben an Tätenpeck vom 9. Juli 1597, daß die kaiserliche Resolution nicht durchgeführt wurde. Die· Exekution erfolge so langsam und unerheblich, daß den Rädels- führern und Prädikanten Vorschub zum Entweichen geleistet werde, -damit sie nach Abzug des Kriegsvolkes wiederkommen könnten. Tat- sächlich befanden sich am 22. Juli, an dem Tage, an dem Starhemberg das Mühlviertel verlassen wollte, schon wieder zwei Prädikanten in Rohrbach 505 ) . Auch Löbls Pfarrersetzung konnte nur eine äußerliche Umschaltung vornehmen. Die passauischen Pfarren teilten mit den übrigen Pfarren des Mühlviertels die gleichen Geschicke zur ·zeit des Aufstandes und zur Zeit der Rudolfinischen Religionserneuerung. Südlich der Donau besaß Passau Schloß und Herrschaft E b e l s- b e r g 506 ) . Die Lehenschaft über die Kirche stand nach der Visitation von 1544 St. Florian, die Vogtei der Herrschaft Ebelsberg zu. Die hoch- begehrte Pflegerstelle, die wiederholt Mitglieder des obderennsischen Herrenstandes innegehabt hatten, war 1591-1615 in den Händen Sebastians von Adlzhausen. Trotz der katholischen Haltung des Pfar- rers David Schauenstain (1586-1594) stand die Bewohnerschaft über- wiegend auf der Seite der A C. Das Elisabethbenefizium hatten die Neuhaus auf Stadelkirchen von 1563-1599 nicht mehr verliehen. Pfarrer Jakob Lyresius (1595-1602) legte den Grund für die Rekatho- lisierung seiner Gemeinde 507 ) . Er hatte sich, wie seine Bücherei zeigte 008 ), in der Kontroversliteratur seiner Zeit umgesehen und scheint das Predigtarnt sorgfältig verwaltet zu haben. Lyresius darf als Ver- treter einer neuen Generation des katholischen Klerus um 1600 gelten und hat durch seine Tätigkeit der Religionserneuerung in Ebelsberg vorgearbeitet. Am 3. Juni 1598 weilten die Passauer Kommissäre Karl von Lamberg und Christoph Karl Rütz mit Löbl und Garzweiler in • 0 •) Czerny A., a. a. 0., S. 329. 506 ) Rupertsberger M., Ebelsberg einst und jetzt. 507 ) Er war Chorherr von Suben und Pfarrer von Taufkirchen a. d. Pr. Als er zur Erholung in St. Florian weilte, versah er für den abwesenden Pfarrer Schauen- stain Ebelsberg. 1595 wurde er auf Ansuchen vom Propst von Suben entlassen und a ls Pfarrer von Ebelsberg präsentiert. 508 ) Das Inventar von 1603 enthielt neben dem Missale und dem Passauer Brevier zahlreiche Gebetbücher, die Bibel Johann Dietenpergers, die Regens- burger Disputation, die Augsburgische Konfession, eine Geschichte des hl. Wolf- gang, eine Geschichte von Linz, dazu die Werke von Eisengrien, Scherer, Nasus, Pistor, Schopper und anderen. Rupertsberger, S. 200 ff. Ein Clavichord läßt den Musikfreund erkennen.

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