Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

391 Zeitalter der Glaubensspaltung 500 ) . Von Pfarrkirchen hatte sich als älteste Filiale Sarleinsbach abgezweigt, später Hofkirchen, Ober- und Niederkappel. Sarleinsbacher Filialen entstanden in Peilstein (mit Jul- bach), Lembach und Putzleinsdorf. Ableger Altenfeldens waren Kirch- berg a . d. D., Neufelden und Rohrbach (mit Öpping), das jedoch unter Schlägl stand. Der Sitz der passauischen Verwaltung war Marsbach 501 ), wohin die Pflege der Herrschaften Neufelden, Tannberg (bei Lem- bach), Haichenbach (Pfarre Hofkirchen), Partenstein (Pfarre Kirchberg a . d. D.) und schließlich auch das Landgericht Velden (Neufelden) verlegt wurden. Pfleger auf Marsbach war zur Zeit der zweiten Bauernerhebung und der Gegenreformation Georg Tätenpeck (1592-1624), ein Schwager des Bischofs Urban von Trenbach. Der Pfleger unternahm 1597 über Anordnung der Stände einen Streifzug zur Verhaftung der Rädels- führer, doch wurde die Abteilung bei Nebelberg von den Bauern in die Flucht geschlagen, wobei der Richter von Velden, Hans Reitter, fiel. Gleich 1595 ergriff der Bauernaufstand in seiner ursprünglichen Eigen- schaft als Kirchensturm die Passauer Pfarren 502 ) . Leonhard Huber, Pfarrer von Sarleinsbach, wurde schwer verwundet, und als er nach Peilstein ging, auch dort verjagt. Sein Nachfolger Kaspar Jaubing·er, der Pfarrer von Altenfelden, Stephan Höher, und der Pfarrer von Neu- felden teilten einige Wochen später das gleiche Los. Den Pfarrer von Pfarrkirchen, Johann Stainstock, der zugleich die Filiale Hofkirchen versah, verjagten Sarleinsbacher Bauern und schossen ihm nach, so- daß er mit knapper Not dem Tode entrann. In S a r l e i n s b a c h nahmen die lutherischen Bürger den „Picarden" Paulus Ludtnagel aus Böhmen auf5°"). Die Pfarrkir c h n er wollten eine alte Kapelle der Oberheimer erneuern und für einen Prädikanten ein Vikariatshaus bauen. In H o f k i r c h e n führte Heinrich Salburger den Flacianer Jobst Schmuckber ein. In Al t e n f e 1d e n mußte der von Passau für den vertriebenen Pfarrer Höher eingesetzte Sebastian Kugelmann schon 1596 nach Marsbach flü chten 504 ) und der Prädikant Kaspar Strickner be- herrschte das Feld. In P e i 1s t e in führten die Bauern einen abge- fallenen Pries ter, Martin Hell, mit gewehrter Hand ein, öffneten den Pfarrhof mit Gewalt, verjagten den katholischen Schulmeister und nahmen einen Lutheraner auf. · P u t z 1 e i n s d o r f sagte dem katho- lischen Pfarrer auf und legte ihm den Abzug· auf. In L e m b a c h fiel der katholische Pfarrer ab und war jetzt den Bauern „angenehm". In N e u f e 1d e n sperrten die Bürger dem Vikar den katholischen Gottes- dienst, gaben ihn aber zum Schein vorübergehend wieder frei. Nach Kirchberg· a. d. D. berief der protestantische Pfleger von Pürnstein • 00 ) Sigi J ., Zur Entstehung unserer Pfarreien, MB., Bd. VII, S. 34 ff. ~0 1 ) Sigl J., Marsbach, MB., Bd. X , S. 10, und Strnadt J., Das Land im Norden der Donau, AOG., Bd. XCIV, 1. H . (1906), S. 223. • 0 •) Czerny A ., Der zweite Bauernaufstand, S. 61 ff . und 210 f . • 03 ) Ihm fo lgten Georg Hirnpaß (1597) und Johanu Chrimellus (1599). Berger F., Beiträge zu einer kurzen Chronik der Pfarre Sarleinsbach, MB ., Bd. I, S. 78. • 0 •) Berger F ., Kurze Geschichte der Pfarre Altenfelden und Umgebung, MB., Bd. I, S. 11.

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