Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

390 fahren wollte, trotz der Erlaubnis des Erzbischofs, und obwohl der Salz- amtmann davon wußte, den Grenzübertritt. In Ha 11 statt setzte die Kommission den Pfarrer ab, war aber in der Wahl der Nachfolger nicht glücklich 4O4 ). Der protestantische Prädikant feuerte 1602 die Wachen auf der Pötschen zum Aushalten an. Außerhalb der A C, ihrer Religion, könne kein Mensch selig werden, alle Papisten seien auf ewig verdammt 4O5 ) . Am 2. März 1602 wurde der katholische Pfarrer Wolfgang Agricola instal- liert. In L a u ff e n ließen sich viele aus Deutschland abgeschaffte Lutheraner nieder. Der 1599 eingesetzte katholische Pfarrer mußte beim Aufstand der Salzarbeiter flüchten. Sein protestantischer Nachfolger wich der Gegenreformation im Jahre 1601 406 ). Da die Lauffeuer im J ahre 1602 bald zur Unterwerfung bereit waren, wurden sie als „Nikodemisten" angefeindet. I s c h 1, das am 26. Mai 1554 aus Goisern als selbständige Pfarre ausgebrochen worden war, führte der umschlägige Marktrichter Joachim Schwärz! von 1580 an der A C zu. Man kann ihn den Hayden von Ischl nennen. Im letzten Jahrzehnt vor der Gegenreformation war Ischl eine protestantische Pfarre 497 ). Auch der kaiserliche Pfleger auf Wildenstein, Andreas Schmiedauer, huldigte der A C. Die starke Spannung zwischen Ischl und Traun- kirchen begünstigte gleichfalls den Protestantismus. Der Ort erhielt zwar 1599 einen katholischen Pfarrer, doch beriefen die Ischler später den in Vöcklamarkt 1599 verabschiedeten Prädikanten Sebastian Auf- leger488) . Am 1. März 1602 installierten die kaiserlichen Kommissäre den katholischen Pfarrer Paul Neumayr. Schwärz! wurde 1602 in Salz- burg verhaftet und dann im Linzer Schloß eingekerkert. Sein lang- wieriger Prozeß erstreckte sich bis 1609 und enthüllte zahlreiche Einzel-. heiten des Aufstandes gegen die Rudolfinische Religionserneuerung• O0 ). Die Verhältnisse auf den Traunkirchner Pfarren spiegelten die eigen- artigen Verhältnisse des Salzkammergutes überhaupt ab. Am schärfsten springt der Widerspruch ins Auge, daß das Kammergut der katho- lischen Kaiser und Landesfürsten nicht nur die A C am vollständigsten annahm, sondern auch am längsten ungestö rt behielt und sich der Re- ligionsreformation am schärfsten widersetzte. Vor einem zusammen- fassenden Urteil über die Gegenreformation im Gebiete der geistlichen Pfarren bedarf es noch eines Blickes auf die Passauer Pfarreien im Lande ob der Enns. 2. Die Passauer Pfarreien im Lande ob der Enns. Die zwei ältesten Passauer Pfarren nördlich der Donau, Pfarr- kirchen und Altenfelden, traten mit einem Kranz von Filialen in das 494 ) Scheich! F., Aufstand im Salzkammergute, S. 31 f. "') Ebenda, S. 92. "') Pillwl)in B., Bd. III, s. 34a f . 49 1 ) Kauzler G., Ischl, S. 184 f . 408 ) Scheibelberger F., Vöcklamarkt, S. 161. 499 ) Schardinger H ., Der Prozeß des !schier Marktrich ters Joachim Schwärz! 1602-1609, Heimatgaue, Bd. IX (1928), S. 15 ff.

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