Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

386 früher durchgeführt werden konnte 472 ), doch erschwerten die Prädi- kanten der Storche in Klaus und der Jörger in Pernstein dauernd das Reformationswerk. Der Dechant von Spital und der Pfarrer von Win- dischgarsten verweigerten den unkatholischen Klausern den Freit- hof473), doch übte der Prädikant auf Pernstein desto eifriger die luthe- rische Seelsorge aus 474 ). Das Nachspiel einer Ausschaffung aus der Herrschaft Spital in den Jahren 1600 und 1601 gestattet den seltenen Ein- blick in die einzelnen Vorgänge einer Abstiftung. Am 26. Dezember 1600 führten die Herren und Ritter beim Kaiser Beschwerde über die Aus- schaffung des Spitaler Untertanen Vinzenz Tratenpacher 475 ), wozu sich Dechant Gienger in der Gegenschrift vom 8. September 1601 äußerte 470 ). Nach der Darstellung der Stände wurde Tratenpacher, der im Bauernaufstand nichts verbrach, nur der Religion halber mit Weib und Kind „auf das weite Feld gestoßen" . Habe und Fahrnisse wurden ihm genommen, Kühe, Kälber, Rosse und das übrige Vieh ausgetrieben, Selchfleisch, Traid und Haar enteignet. Das Haus und die Gründe, die wenigstens 900 fl. wert waren, veranschlagte der Dechant auf 582 fl., kaufte sie selbst und nahm 52 fl. Freigeld. Eine Beschwerde wegen Überschätzung bei Löbl blieb unbeantwortet. Von der Verkaufssumme wurden dem Besitzer nur 200 fl. ausbezahlt, die der Pfleger Jordan von Wildenstein an sich nahm, während Tratenpacher herumziehen mußte. 24() fl. der Verkaufssumme legte der Dechant auf das Linzer Schloß, 40 fl. verloren sich ganz. Jordan gab keine Interessen und machte sich beliebige Zahlungstermine. Der Dechant brach sich zwar einmal auf ebener Erde eine „Beinwurz" und bekannte darüber mit den Worten: ,,Vicenz, Vicenz, ich hab im mit dir zuviel getan", gab aber doch nichts zurück. Nach der Erwiderung Giengers war Tratenpacher · ein Haupträdelsführer, der sich der Besteuerung aufs heftigste wider- setzte und in der Gefahr des Vaterlandes weder Haus- noch Rüstgeld gab. Es wurde ein Jahr zugewartet, der Dechant legte ihm die Zustift auf und gewährte noch einige Termine, die Tratenpacher verstreichen ließ. Das Gut wurde von den Nachbarn geschätzt, vom Hofrichter be- schrieben und dem Besitzer noch sieben Monate freigelassen. Da sich Tratenpacher um keinen Käufer umsah, mußte Gienger, ,,um das räudige Schaf wegzubringen", selbst das Gut kaufen. Aus Gnade schenkte er dem Abgestifteten die versperrte Truhe, alles Leinenge- wand und die zugerichteten Betten, 5 Kühe, 5 Spannkälber, 16 Lampel und 20 Ellen Loden aus dem geschätzten Gütl. Das Gut war nicht "') Das Schreiben des Bischofs vom 5. Februar 1598 an Rudolf II. bei Loesche, S. 193. 473 ) Im Frühjahr 1598 beklagten sieb Christoph Storch und die Witwe Do- rothea Storch zu Klaus beim Landeshauptmann darüber. Löbl schickte die Suppli- kation am 22. April 1598 dem Dechant Gienger zur Gegenäußerung. Spitaler Akten, Bd. DCCXII. 474 ) Ein Befehl Dr. Garzweilers an Dechant Gienger vom 26. Juli 1598 wegen Überwachung des Prädikanten in Pernstein bei Loescbe, S. 185. 475 ) Ein Extrakt der ständischen Beschwerde im Musealarchiv, Bd. XXXV. Fasz. XXI, Nr. 21. 47 ') Ebenda, Nr. 23. Der Auftrag Löbls vom 24. August 1601 an Gienger ebenda, Nr. 22.

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