Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

385 suchen 466 ) setzte der Klosterrat Balthasar Goldner (1584-1597) ein. Es war für die katholische Restauration ein Mißgriff. Er ließ in Hofern und Sautern die festgesetzten Gottesdienste nicht mehr halten und wollte am 3. Sonntage nach Ostern 1588 den katholischen Gottesdienst beim Kirchweihfest in Schlierbach durch eine große lutherische Volks- menge verhindern. Wegen seiner skandalösen Aufführung verklagten ihn die lutherischen Bürger beim Administrator von Schlierbach, und Goldner wie seine zwei Gesellpriester (Kaspar Rieder und Veit Leit- mizer) wurden 1597 abgesetzt. Alle drei fanden beim Pfleger in Alt- pernstein Zuflucht. 1598 übernahm der Administrator von Schlierbach Johann Steinsdorfer selbst die Pfarre Kirchdorf und hielt sich Kaspar Tinktor als Kaplan. Da er aber im selben Jahre vom Bischof von Passau suspendiert und interdiziert wurde 467 ), übernahm Gregor Salzl die Pfarre. Am 8. August 1598 reversierten Richter und Rat, Bürger und Bauern, Löbl und den kaiserlichen Kommissären die Rückgabe der entzogenen Güter, Frieden mit den katholischen Seelsorgern und mit dem katholischen Gottesdienst und die Absage an die Prädikanten und rebellischen Bauern. Salzls Nachfolger, Christoph Staindl (1599-1611), bemühte sich um einen katholischen Schulmeister und um eine katho- lische Schule. Die Bevölkerung nahm gegen ihn und geg·en den ka- tholischen Marktrichter Stellung 408 ) . 1599 hatte Bamberg die Bestellung des ersten aus dem Rat konvertierten Bürgers Eyzinger zum Richter verlangt und die Wahl eines Lutheraners verworfen. Der katholische Schulmeister wurde zugleich zum Marktschreiber bestellt. Die Seel- sorge gestaltete sich ungemein schwierig. Wenn Staindl predigte, sangen die Leute aus protestantischen Büchern, sonst liefen sie zu den Prädikanten nach Leonstein und Neuhaus aus. 1602 stellte der Bam- berger Bischof Johann Philipp in Kirchdorf zwar den guten Willen fest, forderte aber beim Passauer Dompropst die Absetzung Staindls wegen ärgerlichen Lebenswandels und wegen Steigerung der Stolgebühren . Doch wurde Staindl, der im Konkubinat lebte, erst 1611 entfernt 40 ") . Die Rolle des Jörgerschen Prädikanten Kilian Martin und die Bedeu- tung Micheldorfs für den Fortgang des Kampfes wurde schon oben hervorgehoben 476 ). Im Garstner Tale brach die Exekution im August 1597 die öffent- liche Auflehnung, nicht aber den Geist des Luthertums. Trotz der Milde des Dechants von S pi t a 1 a. P. mußte Löbl am 7. Februar 1598 mit seiner Wiederkunft drohen und die Rädelsführer an ihre eidliche Zu- sage erinnern 471 ) . Der Bamberger Bischof, Neidhart von Thüngen, ver- schonte das Stift Spital mit Kontributionen, damit die Reformation 406) Hans Ritter, vom Kaiser abgeschaffter Pfarrer von Sierning, und Christoph Gimpl. 407 ) Die Interzession des Abtes Johannes Spindler bei Loesche, S. 160. 408) Am 28. Oktober 1599 abends warfen drei bewaffnete Micheldorfer im Marktrichterhaus mit den Rufen die Fenster ein: .,Komm heraus, du mörderischer katholischer Schelm uud abgefallener Dieb 1" Loesche, S. 162. 409 ) Schreiblmayr P., Pfarre Kirchdorf, S. 22. 470) Kirchdorf ist unter den Regesten und Notizen Loesches gut Yertreten. 4 ") Stiilz ,T., Wilhering, S. 431. 25

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