Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

384 Klosterkirche, empfingen aber keine Sakramente, die sie nie im Leben empfangen hatten. In Groß r aming verlangten zu Weihnachten die Zechleute vom Prälaten, daß die Kirchenschlüssel der Pfarrmenig ausgeliefert würden. Die Leute sagten grob heraus: ,,Läßt der Kaiser zu Sierning und der von Passau es also bleiben, warum nicht auch bei uns? Habens doch auch einen päpstischen Pfaffen; hat ihn der Landes- hauptmann selbst eingesetzt, liest nicht Messe, spendet die Sakramente deutsch und macht es fein, wie es die Gemain haben will, hält auch auf seiner Filiale Wolfern einen Prädikanten" 458 ). Für das ganze Pfarrnetz Garstens 459 ) galt mit Ausnahme Neustifts in entsprechendem Abstande der wehmütige Bericht des Abtes Johann Wilhelm an Erzherzog Mat- thias aus der Zeit nach 1602. Der Prälat hoffte, es werde nach der Reformation alles richtig sein. Allein namentlich in Steyr zeigte sich der Auslauf zum Prädikanten nach Losensteinleiten. Jeden Sonntag gingen 400-500 Personen dorthin, und die Frau von Losenstein lud die vornehmsten Bürger zu Gast. Andere hielten ein Winkelexerzitium mit Gesang und Predigtvorlesung. Am letzten Weihnachtstag pre- digte im Bürgerspital ein Schneider und hielt nachmittags eine Kinder- lehre, wozu sich 300 Personen einfanden' 60 ). S c h 1 i e rb ach war zwar längst entvölkert und stand unter Ad- ministratoren•01), doch gehört seine große Pfarre Kirchdorf in diesen Zusammenhang. Für die Verhältnisse dieser Pfarre war die In- korporation zu Schlierbach ebenso bedeutsam wie die Einkreisung durch Adelssitze, an denen Prädikanten wirkten. Es genügt, an Ge- orgenberg, Pernstein und Magdalenaberg, an die Hayden zu Dorf, die Zelking in Leonstein und an die Storche in Klaus zu denken, um Kirch- dorfs schwierige Lage zu würdigen. Nicht ohne Widerstand eines Tei- les der Bevölkerung wirkte Martin Moseder von Neuhaus unter Alt- pernstein'02). Erst Matthäus Hofmandl (1562-1583) führte die A C durch' 63 ) und war trotz aller Bemühungen Giengers und Passaus nicht zu heben. Erzherzog Karl verfügte 1575 zwar Hofmandls Abschaffung als Pfarrer, doch konnte er in Kirchdorf bleiben 464 ) und behauptete bis zu seinem Tode (1583) das Feld 465 ). Nach zwei verunglückten Ver- " ") Loesche, a. a . 0., S. 141, datiert den Bericht c. 1600. Die Obergabe der Kirchenschlüssel in Großraming könnte mit dem Abtwechsel von 1599 oder 1601 in Zusammenhang stehen. Seit 1592 war der ehemalige Linzer Dechant Leonhard Perkmann Pfarrer in Sierning. Kaltenbrunner M., Geschichte der Pfarre Tha n- stetten, S. 8, Lindners Annalen, S. 81. " 9 ) Pfarre Garsten, Steyr, St. Ulri ch, Ternberg, Losenstein, Großraming, Gaflenz, Weyer a. d. E ., Neustift, Aschach a . d. St., Steinbach a . d. St., Molln. Frauenstein und Magdalena bei Linz. HO) Loesche, a. a . 0., S. 207. " 1 ) Das Zisterzienserstift Schlierbach im Kremstal, S. 21 f. "') Schreiblmayr, Chronik der Pfarre Kirchdorf, S. 16. • 08 ) Er war urspr ünglich Schulmeister in Spital a. P., wurde 1550 vom Wiener Bischof Nausea zum katholischen Priester geweiht. wurde Prädikant in Freistadt und flihrte als Pfarrer in Windischgarsten das Volk dem Luthertum zu. Der Hof- richter Hippolyth Kleesauf von Schlierbach war Lutheraner. 4 ") Abschrift des Dekretes vom 5. November 1575 im Linzer Ordinariats - archiv. PA., Fasz. Kirchdorf. Vergl. Loesche, S. 156 f. 4 ") Schreiben Bischof Urbans vom 22. November 1575 an den Abt vou KremG• münster und an den Offizial Dr. Thomas Reidt in 'Wien ebenda.

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