Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

383 dir. evangelische Religion. Der Propst erklärte sich bereit, auf einer Tagsatzung Rede und Antwort zu stehen, er habe besonders gegen die:; neuerdings wieder eingesetzten Prädikanten am Aigen (Joachim Ostertag) 453 ) und Ulrichsberg größere Beschwerden vorzubringen. Nach dem Bauernaufstand schloß Propst Wenzel am 4. November 1598 einen Vergleich mit seinen Untertanen, doch entsprachen der wieder- hergestellten äußeren Ordnung keineswegs die inneren Zustände der Pfarren. Der Propst versuchte zuerst di e Mittel der Belehrung und Ermahnung, drang aber nicht durch. Besonders die Abschaffung der Kommunion unter beiden Gestalten vermehrte die Schwierigkeiten. Den Hauptwiderstand leistete Aigen. Nach vie_r vergeblichen Befehlen wurden 24 Bürger von Aigen eingesperrt und sahen sich vor die Wahl gestellt, entweder bis zu dem nächsten Osterfest katholisch zu werden oder auszuwandern. Erst jetzt gaben die meisten nach 454 ). Wenn die silberne Denkmünze, die Propst Wenzel 1603 prägen ließ, die Freude über den Sieg der Kirche und üb~r die Bewältigung des Bauernauf- standes aussprach , so drückte sie den Glauben ihres Urhebers an die Unerschütterlichkeit der katholischen Kirche zu einer Zeit aus, in der für eine Siegesfeier noch kein Anlaß vorhanden war. Südlich der Donau lagen in einem Hauptaufstandsgebiete die Pfarren von Garsten, Schlierbach und Spital a. P. Bei Garsten sind das Kloster, Steyr und die übrigen Stiftspfarren auseii:tanderzuhalten. Nur die letzteren bedürfen noch der Darstellung. Abt Martin I. Alo- pitius (1591-1599) hatte nicht ohne schmerzliche Verluste die Reform seines Hauses in Angriff genommen und versuchte mutig auch eine Re- formation seiner Klosterpfarren. Nach dem Tode des ehemaligen Priesters Petrus Prenner, der 40 Jahre als Pfarrer in Weyer und Gaflenz für die AC gearbeitet hatte, besetzte Abt Martin W e y e r a. d. E. mit dem Zögling des päpstlichen Seminares in Wien Martin Praiten- gasser455) . Nach seinem Tode (1600) folgte Petrus Tursinus, der mit dem katholischen Schulmeister seine Hoffnung auf eine katholische Re- formation der Pfarren durch Abt Alexander setzte. Als dieser nach kurzer Zeit zum Abt von Kremsmünster ernannt wurde, unterblieb die Pfarrerneuerung und Weyer mußte sich begnügen, hinfort nur katho- lische Pfarrer zu haben 450 ) . Nach Ga f 1e n z marschierte viele Jahre vom Kloster aus P. Joachim Pollentinus und hielt an Sonn- und Feier- tagen Gottesdienst und Predigt' 57 ) . Unter der kurzen Prälatur des Abtes Alexander a Lacu kam es zu den bekannten Ausschreitungen in S t e y r. Aus der Pfarre G a r s t e n lief das Volk nach Steyr, wo ihm die Herrschaft „gar mitleidig" war, nach Sierning, Behamberg und Kirnberg aus, und verlangte das hl. Sakrament außerhalb der Messe. Vi ele Untertanen und Anrainer, meist alte Leute, besuchten wohl die '") Czerny, S. 209 f . "') Die Namen bei Pröll L., Schlägl, S. 214. 45 •) Liodners Annalen , S. 42. '" 6 ) Ebenda, S. 65. •• 1 ) Ebenda, S. 63. Die Einquartierung der Landsknechte in Weyer und iIL Gaflenz im Jahre 1599 sche int nicht mit der Religionserneuerong im Zusammen - h ang zu stehen. Annalen , Bd. XXIX, BI. 364 und 364' .

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