Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

382 Gemeinde nach der Reformation in Leonfelden. Von G r a m a s t e t- t e n erzählte Alexander a Lacu den aufregenden Vorfall von 1589 und den vergeblichen Prozeß gegen Gera, der bereits 8000 fl. ver- schlungen hatte. Er schlug schließlich ein Libell mit genauer Pflichten- vorschreibung, Pönfälle von 2000-3000 Dukaten gegen Veränderung von Kirchenpersonen oder Kirchengütern, die Abschaffung der Prädikanten und ein Auslaufverbot vor. Nach dem Zusammenbruch des Bauern- aufstandes mußten auch diese Orte Starhemberg ihre Unterwerfung an- bieten, doch betrafen Eid und Revers mehr die Markt- und Dorfgemein- den als die Pfarren. Auf den Pfarren war von einer Neuordnung we- nig zu verspüren. Der Weggang des Abtes Alexander nach Garsten und das anschließende mehrjährige Interregnum begünstigten den Weiterbestand der alten Verhältnisse. Die Pfarre Gramastetten zum Beispiel schien um 1600 gänzlich protestantisch zu sein. 1603 stießen die Leute während der Wandlung gräßliche Verwünschungen gegen die hl. Hostie aus, einer schrie während der Messe, man solle den Pfarrer (Wolfgang Deiche!) und den Schulmeister (Johann Schultes) am Freit- hof halb tot schlagen. Bei der Fronleichnamsprozession desselben Jah- res stellten sich die vier Ratsbürger, welche den Himmel trugen, wie Narren, die Teilnehmer schrien und lachten, ja sogar die Kinder riefen, man solle den Geistlichen erschlagen. Die Neugeborenen brachte man nach Zwettl, Hellmonsödt, Ottensheim und Höflein zur Taufe 440 ). Die dritte Gruppe der Pfarren, die der Bauernaufstand unmittelbar berührte, waren die Pfarren des Stiftes S c h l ä g 1. Sie brachten am 19. September 1596 vor der kaiserlichen Kommission in Linz ihre Be- schwerden vor, denen Schlägl mit einer „Gegenerläuterung" ant- wortete450). David Gebhardt, den sie verjagten 4" 1 ), sei in R o h r b ach acht Jahre ein ordentlicher Pfarrer gewesen. Die Pfarrmenig, die tue, als ob sie kein Wasser getrübt hätte, habe jetzt einen „lezen, versoffe- nen, hergelaufenen" Prädikanten (Martin Hueber), und manche wären froh , wenn dieser „heillose znichtig·e Mensch" wieder weg wä re. Die Pfarrmenig Ulrich s b e r g behauptete, sie sei von Jugend auf unter beiden Gestalten, teutscher Sprache und „auf lotherisch" gespeist worden. Der Propst bezeichnete dagegen den größten Teil, ausge- nommen die „hintern Berger Bauern", als katholisch. Deutsche Psal- men würden soviel gesungen, als die Kirche zulasse. Der größere Teil wäre mit dem jetzt verstorbenen katholischen Pfarrer zufrieden. Wem Schlägls Jurisdiktion nicht gefalle, der möge draußen bleiben. Den Zehent wollte die Gemeinde dem von ihr eingesetzten abtrünnigen Kaplan Wolfgang Mairöberl von Rohrbach zueignen 452). Die Pfarre am Aigen versah Prior Johann Steger von Schlägl aus. Bürger und Pfarrmenig rümpften immer über die Pröpste die Nase und begehrten 449 ) Schiller L., Zur Geschichte der Pfarre Gramastetten, MB., Bd. XIII, s. 150 ff . 450 ) Bayer isches Hauptstaatsarchiv München, Passauer Blechkasten 170. Das Stück findet sich weder bei Czerny noch bei Pröll. 4 51 ) Czerny, a. a. 0 ., S. 43 ff. '") Czerny, S. 216 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2