Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

381 Abfall und öffentlicher Unzucht absetzte. Keiner der eingesetzten Priester konnte sich halten, sodaß diese Filiale von Haus aus ver- sehen werden mußte. Die Schuld maß der Abt der Pfarrgemeinde und weiland Herrn Hans Adam Jörger bei, der einen Prädikanten zuerst in das Schloß Ottensheim und dann in die Starhembergische Spitalkirche aufnahm. Nach seinem Weggange setzten die Herren und Ritter einen anderen Prediger ein. Die Filiale wurde „ödgelegt", der Pfarrkirche die Rechte und die Stolg·ebühren entzogen. Michael von Traun, der Pfleger von Waxenberg, verlor zwar in seinem Bestreben nach Aus- dehnung der Vogtei, aber die Pfarrleute redeten sich auf die Landhaus- prädikanten aus. Eine Freithofsperre würde nur die Anlage eines ei- genen Gottesackers bewirken. In O b e r n e u k i r c h e n fand der Abt einen abgefallenen Ordenspriester mit Weib und Kindern (Paul Trepta). Als er den Abtrünnigen in Wilhering einsperrte, sei er auf unbekannte Weise entflohen. Seinen Nachfolger, Leonhard Bruckner, gegen den zuerst Karl von Gera protestierte, verführte die Pfarr- gemeinde. Wegen Gefahr der Rebellion und des Entzuges des lebens- notwendigen Einkommens der Frühmesse durch Starhemberg konnte der Pfarrer nicht abgesetzt werden. In Z w e t t 1 hielt sich unter Star- hembergs Schutz der Prädikant trotz aller Entscheidungen des landes- hauptmännischen Gerichtes und der niederösterreichischen Regierung. In L eo n f e l den bestellte Abt Jakob einen Priester, der früher im Spital von Linz der Beichtvater vieler katholischen Herren und Frauen war (Andreas Podetl). Als ihn Abt Alexander wegen Apostasie in Wilhering einsperrte, halfen ihm bekannte Personen aus und führten ihn im Triumphe nach Leonfelden zurück, wo er von der Bürgerschaft und von dem Herrn von Gera mit Freude empfangen und in größerer Ehre als zuvor gehalten wurde. Er hielt sich ungeachtet aller Ge- richtssprüche drei Jahre. Als er endlich wegkam, nahm die Bürger- schaft einen Spitalprädikanten auf. Gegen den katholischen Priester Johann Steger, den der Abt 1594 einführen wollte, rebellierte die Pfarrmenig bewaffnet. Die Einkünfte verteilte trotz eines landeshaupt- männischen Patentes an die Zechleute sofort Karl von Gera unter seine Untertanen. Gera verlor den Prozeß, doch kam es zu keiner Exe- kution. Den katholischen Priester M. Jakob Khimmerle vertrieben die Pfarrleute noch 1594 und duldeten auch den jetzigen Administrator M. Johann Hilz nicht. Der ärgste Rebell war der Schulmeister. Er ließ an Feiertagen vor dem Kreuzaltar einen Knaben das Evangelium vor- lesen, sang das Lied „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und stürz des Papsts und Türken Mord", predigte und segnete die Toten ein. Jüngst riß er das Sacrariumus) herab und trat es mit Füßen. Auf der letzten Kirchweihe verfolgte eine Rotte von Bürgern trotz „aufgesteckter Freiung" den Provisor, der sich von Wilhering nach Leonfelden be- geben hatte, und einer erklärte, er kümmere sich nicht um Landes- hauptmann und Kaiser. Gegen den Priesterapostaten Lorenz Metzer in O b e r w e i ß e n b a c h unternahm der Abt wegen höchster Leibes- und Lebensgefahr vorläufig nichts. Er erhoffte sich die Ergebung der 448 ) Das Sakramentshäuschen.

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