Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

377 Taufe der Kinder in lateinischer Sprache und im Sommer in der Kirche, die Verweigerung des Friedhofes oder wenigstens des Geläutes für Verstorbene, die nicht bis zum Weißen Sonntag die Osterkommunion empfangen hatten, die Kopulationen am Vormittag mit einem Amt und die Abschaffung aller lutherischen Schulmeister bis zu Georgi auf- trug421). St. P ete r a. W. zählte mit Niederwaldkirchen zu den zwei Pfarren des Mühlviertels, auf denen zu Beginn der Bauernerhebung der Herrgott nicht deutsch, sondern lateinisch unter der Messe sub utraque gereicht wurde. Paul Wasserleutner, der 1594 den Bauern die deutsche Konsekration mit den Worten verweigert hatte: ,,ir wollts Freyher- risch und Edelmannisch haben, ich thus nicht", konnte sich nicht be- haupten. Sein Nachfolger Andreas Schnobrich mußte 1595 flüchten. Der von den Bauern aufgenommene Prädikant Johann Weidtl (oder Werndl) riß die Siegel vom Pfarrhof und nahm von der Pfarre Besitz. 1597 floh er vor Starhemberg, wurde aber in Rohrbach gefangenge- nommen. Am 7. September kam der Chorherr Georg Kupfergraber als Pfarrer, dem 1599 Josef Stöger folgte 422 ). Die Adelskirchen Steinbruch unter Starhemberg und Hollerberg unter den Herleinspergern waren von Prädikanten besetzt. In S t. Ma r t i n, zu dem die Filiale Herzogs- dorf gehörte, wirkte zur Zeit der Unruhen der ehemalige Kooperator von Ansfelden, Jonas J akob, von wo er im Jahre 1600 die Pfarre Kleinzell antrat 123 ). In S t. V e i t, wo der Pfarrer schon 1546 beweibt war, klagte 1584 Pfarrer Saumer über Bedrängung durch den Inhaber der Herrschaft, Georg Hager. In der Pfarre Ried in d e r Ried- m a r k sorgte der äußerst rührige Georg Kupfergraber (1599-1607) für die katholische Erneuerung. Sofort nach seiner Einsetzung beklag- te er sich bei Löbl, daß die Prädikanten des Hans Christoph von Ror- bach zu Marbach 424 ) und des Georg Erasmus von Tschernembl zu Schwertberg Kinder seiner Pfarre tauften, die Kommunion spendeten und Trauungen vornähmen. Der Landeshauptmann verbot dem Schwertberger Prädikanten die Annahme der Zugeher und stellte die Abschaffung des Marbacher Prädikanten in Aussicht 425 ). Der Prädi- kant auf Schloß Schwertberg zog noch 1606 die Leute von Ried und Mauthausen an sich. Im Zuge der Erneuerung der Kirche ließ Kupfer- graber 1601 das Sakramentshäuschen wiederherstellen. Von den zwei Filialen Mauthausen und Katsdorf sind die Verhältnisse in Maut- " 1 ) Kal chmair J. , Zur Geschichte der Pfarre Niederwaldkirchen, MB., Bd. IV, S. 50. 4 22 ) Pfarre St. Peter a . \V. , MB., Bd. I V, S. 100- 104, und Scha uer M., Flie- gende Blätter a us St. Peters Vergangenheit, MB., Bd . VII, S. 50 ff. "') Sigi J ., E inige Bausteine zu einer Geschichte St. Martins, MB., Bd. XVI. s. 112. 424 ) Die Schloßkapelle in Marbach und die (Baumgartenberg inkorporierte) Kirche der Apostel Simon und Judas in Marbach sind zu unterscheiden. 4 H) 1600 verweigerte Kupfergraber zum Unterschied von seinem Vorgänger dem Flußhard von Bodendorf, der mit seinen Leuten dreimal vor der Kirche er- schien, das Ostersakrament nach der A C. Mit den Worten: .,So gesegn di ch Gott, Gotteshaus und Freidthoffl" begab sich der Ritter nach Marbach und ließ sich dort sp eisen. Linninger F., Ried im Jahrhundert der Reformati on, Linzer 'Wochen- blatt, 24. Jg. (1931), Nr. 51 .

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