Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

376 Widerstand der Pfarrmenigen geg·en die Klöster als Herrschaften be- zeichnen. Man stand grundsätzlich auf der dem Kloster entgegen- gesetzten Seite, sodaß der Widerstand aus zwei Quellen gespeist wurde. Die für die Adelskirchen gemachten Einschränkungen gelten auch für die Klosterpfarren. Die Zusammenstellung hat nicht eine vollstän- dige Geschichte dieser Sprengel im Auge, sondern will nur die Aus- wirkungen der Rudolfinischen Religionserneuerung verfolgen. Daher scheiden Häuser, die keine besondere Rolle spielten, wie Pulgarn, Engelszell, Baumgartenberg, Waldhausen, aus. Schlierbach gehört we- g·en Kirchdorf hieher. Die übrigen Stifte sind nur insoweit herangezo- gen, als sie nicht schon dargestellt wurden. Es sei vorweggenommen, daß besonders die Pfarren von St. Florian, Wilhering, Schlägl, Garsten und Traunkirchen im Vordergrunde stehen. Der zweite Bauernaufstand hatte sein Ursprungsgebiet in der Flo- rianer Pfarre St. Peter a. W., verbreitete sich rasch über andere Flo- rianer, über Schlägler und Wilheringer Pfarren und überzog auch die passauischen Pfarren des oberen Mühlviertels. S t. F I o r i a n besaß nördlich der Donau 13 Pfarren im mittleren Mühlviertel. In F e l d- k i r c h e n a. d. D. (Vogtei Oberwallsee) wurde 1597 Pfarrer Michael Huber abgesetzt, der sich unter anderem als Wegelagerer betätigte. Er kaufte sich die Taverne Mühllacken und behelligte seinen Nach- folger Kaspar Jaubinger (1598-1603) derart, daß er diesen schließlich verdrängte 418 ) . Der Vogt, Jobst von Schmidauer, erlaubte sich Eing-riffe in die Kirchengüter. Der alte Schmidauer brach die Schloßkapelle ab und entzog dem Pfarrhof Untertanen, sein Sohn verübte einen Mord- anschlag auf den Pfarrer. Der lutherische Schulmeister Christoph Taller erbrach das Tabernakel und trat die auf den Boden geworfenen Ho- stien mit Füßen. In W a 1d in g wirkte 1586-1598 der Religiose von Wilhering Johann Behr im Geiste Luthersuo). Gegen den Propst von St. Florian, der ihn schon längere Zeit entfernen wollte, hielt den Pfarrer Christoph Gera auf Eschelberg. 1598 wurde die Pfarre zur Rekatholisierung David Schauensteiner übergeben. In dem Georgs- kirchlein auf Chotwein wurde über Auftrag des Vogtes Jörger von Prandegg evangelischer Gottesdienst gehalten. In N i e d e r w a I d- k i r c h e n zog sich Pfarrer Michael Hueber 1595 vor den Rebellen nach St. Florian zurück. Auch sein Gesellpriester Georg Ziegler mußte bald weichen 420 ). Da der Propst der Gemeinde den verlangten Prädi- kanten von Wimsbach, Kaspar Hof, nicht bewilligte, blieb die Pfarre längere Zeit unbesetzt. 1597 wirkte Veit Widmann, 1598-1612 Ge- org Thurner als Pfarrer. Dieser berichtete 1603 an Propst Veit Wid- mann über ein Ruralkapitel beim Dechant von Freistadt, der seinen Kapitularen die Vorlage ihrer Gravamina gegen die Prädikanten, die 418 ) Czerny A., Der zweite Bauernaufstand, S. 65, Anm. 1. Vergl. auch für das Folgende Reisacher M., Das Dekanat St. J ohauu, Kirchliche Topographie, Bd. XVIII. 4 1 ') über ihn Mayr A., Geschichte der Pfarre Walding, MB. , Bd. XII (1926), S. 102 f. Er war nach Czerny, S. 32, nicht Florianer Professe. 420 ) E s ist der spätere Pfarrer von Gunskirchen, der 1597 ermordet wurde .

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