Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
374 Z e 11 h o f. ,,Bald nach dem Ankaufe des Marktes Zell hatten nämlich die Jörger auch das Recht, den Pfarrer in Zell zu ernennen, das ehe- dem dem Pfarrer in Naarn zugestanden hatte, erworben und so war es ihnen möglich, von 1550 oder noch früher an bis 1624 in Zell ununterbrochen lutherische Pfarrer zu halten" 412 ). In Zell fanden ver- triebene Lutheraner der Umgebung Zuflucht, und zahlreiche Protestan- ten aus Tragwein, Pierbach, Schönau i. M. und aus anderen Orten ihre Seelsorge. Einen zweiten Mittelpunkt des Widerstandes bildeten die drei Pfarren der Herrschaft Windhaag bei Perg: Altenburg, Münzbach und Pergkirchen. Sie standen bis 1591 unter den Pragern und gingen in diesem Jahre durch den Verkauf der Herrschaft an Lorenz Schütter auf Klingenberg über 413 ). Der Markt Münz b ach wurde durch die Kirchhamersche Lateinschule, die der reiche Wiener Handelsmann Georg Kirchhamer, der Schwiegervater Schütters, mit 22.000 fl. im Jahre 1591 gestiftet hatte, eine Hochburg der A C 414 ). 1598 kam Magister Valentin Lang, Professor an der Linzer Landschaftsschule, als Pfarrer nach Münzbach. In A 1 t e n b u r g, für dessen gute Besetzung die Prager Sorge getragen hatten, hielt sich die A C gleichfalls bis 1624 415 ). Der protestantische Vorort war die dritte Windhaager Pfarre, Perg- k i r c h e n. Von 1599 an wirkte hier M. Samuel übermann. Am 5. Jän- ner 1599 kam der Viertelbote zu ihm und wies zwei kaiserliche Pa- tente vor, die der Pfarrer abzuschreiben und am Dreikönigstag von der Kanzel zu verlesen hatte. Unter dem Lesen wäre ihm, wie er dem Pfleger von Windhaag schrieb, ,,bald das Gesicht vergangen", denn er mußte sehen, daß er und seine Kollegen in Altenburg und Münzbach in acht Tagen das Land zu verlassen hatten 416 ). Doch blieb der Pre- diger bis 1618 und kam dann nach Eferding. Dieser Befehl Löbls ist ein Beweis, daß der Landeshauptmann die drei Pfarrkirchen nicht ein- fach als Adelskirchen auffaßte. Sie gehörten als „gekaufte" Kirchen jedenfalls in die dritte Gruppe der Kirchen nach der Einteilung Ru- dolfs II. Pergkirchen wurde von Protestanten aus Perg, Arbing, Naarn, Mitterkirchen, Tragwein, Schwertberg, Zirking, Außernstein, Au usw. aufgesucht. Die Religionsreformation von 1597-1602 fand, wie die kurze übersieht lehrt, ihren Hauptwiderstand im Adel. Die Herren und Rit- ter verteidigten nicht nur die A C auf ihren Schlössern und Adels- kirchen, sondern schirmten auch ihre Vogteipfarren und stärkten den Städten das Rückgrat. Wenn sich dennoch in den genannten Jahren eine förmliche Bewegung der vertriebenen Prediger und Schulmeister feststellen läßt, welche die Landstände häufig um Unterstützung an- • ") Stelzmüller L ., Geschichte des Marktes Zell bei Zellhof (Heimatbuch Zell), S. 67. 413 ) Doch s iegelte L. Schütter erst 1597 die Windhaager Urkunden. • 14 ) GriUI G., Die Kirchhamersche Lateinschule, das spätere katholische Alumnat in Münzbach, Heimatgaue, Bd. VII (1926), S. 71 f. 410 ) 1587 ließ z. B. Friedrich von Prag den neuen, von Caementar ius in Linz empfohlenen Pfarrer M. Josef Khober in Tübingen examinieren. Grü ll G. d. J ., Altenburg im Machland, Linzer Volksblatt vom 10. Juni 1931 (Nr. 132). 4 10 ) Grüll G. d. J., Pergkirchen, Heimatgaue, Bd . XI (1930). S. 129.
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