Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns
372 schof Urban den Pfarrer Wolfgang Gartner als Häretiker und verlieh die Pfarre dem katholischen Georg Rohrmair, der sich am 19. März 1598 bereits in Waizenkirchen befand. Löbl wollte ursprünglich den Pfarrer am 3. Mai unter militärischem Geleite selbst einführen, aber über Protes t der Herrschaft unterblieb die Exekution, uncl Wolfgang Gartner behauptete von Schloß Weidenholz aus, wohin er sich ge- flüchtet hatte, die Pfarre noch im Jahre 1600. Sein Nachfolger Enoch Prew dürfte Diener der A C gewesen sein 405 ). Die Schicksale G r i e s k i r c h e n s 400 ) im Zeitalter der Glaubens- spaltung beeinflußten entscheidend zwei Tatsachen. Erstens gehörten die Jörger auf Tollet zu den ersten und mächtigsten Förderern des Luthertums im Lande ob der Enns, zweitens bestanden eigenartige Vogteiverhältnisse. Die Pfarrkirche unterstand der Herrschaft Tegern- bach unter den Pollheimern, der Pfarrhof den Jörgern. Die Poll- heimer bevogteten auch die Kirche in P o 11 h a m. Mit der Lehen- schaft gehörte Grieskirchen seit Papst Julius II. ganz zu St. Nikola. Dank des mächtigen Einflusses der Pollheimer, denen auch die Jörger- sche Vogtei über den Pfarrhof ein Dorn im Auge war, hielten sich von 1561-1624 protestantische Prediger in Grieskirchen. Auch die Altpfarre S c h w a n s mit ihren Filialen R ü s t o r f und D e s s e 1b r u n n 40 ;) durchrüttelte der Kampf der zwei großen Mächte. Die Rechtsentwick- lung ist besonders interessant. Zum offenen Kampf zwischen Passau und dem Vogt kam es, als Starhemberg anläßlich der Neubesetzung der Pfarre 1575 auch die Lehenschaft für sich beanspruchte, die früher abwechselnd der Propst und der Bischof von Passau g·egeben hatten 408 ). Am Ostertag 1597 verkaufte Heinrich von Starhemberg auf Schloß Puchheim Schwans mit allen Rechten, mit Vogtei und Lehenschaft, dem Weikhart von Pollheim. Was Löbl auf seinem Reformationszuge am 22. Jänner 1599 in Schwanenstadt machte, ist nicht bekannt. Er scheint eine Untersuchungskommission vorgeschlag·en zu haben, der sich Poll- heim am 4. Februar stellen sollte. Als sich der Freiherr mit Leibes- schwachheit entschuldigte, sandte Weihbischof Andreas III. Hofmann am 5. Februar einen Protest an die Religionskommissäre und an den Pollheimer. Zwei weiteren Vorladungen (vom 2. März und vom 27. April 1599) entsprach cler Freiherr nicht, beschwerte sich aber am 17. September über die zwei Religionskommissäre bei Löbl. Der Weih- bischof verteidigte sich mit den Grundsätzen, daß spoliiertes Gut resti- •••) Strnadt J., Peuerbach, S. 501. Von Löbls Dekret vom 28. April 1598 eine kollationierte Abschrift des landeshauptmännischen Sekretärs Nikolaus Pra unfalk vom 22. Februar 1601 im Linzer Ordinariatsarchiv, PA., Fasz. Waizenkirchen. Ab - gedruckt bei Meindl K ., Waizenkirr.hen, S. 38 f. •••) Verschiedene Aktenstücke im Linzer Ordiuariatsarchiv, PA., Fasz. Gries- kirchen. Berger F., Aus dem 16. Jahrhundert, RH., Bd. IV (1911), S. 94 ff .; Gr ies- kirchen (Festschrift), S. 13 ff., 34 ff., 42 ff .; Berger F., Beiträge zur Geschichte von Grieskirchen, RH., Bd. IX (1916). • 07 ) Dazu die Schloßkape ll e in Mitterberg und die Hl.-Kreuz-Kapelle in Hainbach. • 0 •) Wertvolles Material im Linzer Ordinariatsarchiv, PA., Fasz. Schwanen- stadt. Dazu Ziegler A., Beitrag zur Geschichte der Altpfarre Schwanenstadt (in cler Festschrift Schwanenstadt), S. 23 ff.
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