Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

371 Der Gegensatz zwischen Österreich und Baiern wirkte sich auch in den Grenzpfarren Riedau und Dorf aus, die mit Utzenaich und An- drichsfurt auf bairischem Gebiete Filialen der Altpfarre Taiskirchen waren. Die Schloßherren von Riedau hielten trotz aller Bemühungen des Bischofs und des Landeshauptmannes ihre Prädikanten auf der Filialkirche Riedau bis 1626 401 ) . Die Filiale Dorf bevogtete Wolf- gang Jörger als Herrschaftsbesitzer von Erlach. Nach einem hitzigen Kampf vom 18. Oktober 1598 bis 1603, bei dem der Jörger alle Befehle des Landeshauptmannes in den Wind schlug und einen Pönfall von 500 Dukaten umging, drangen die Bauern von Dorf auf die Verselb- ständigung ihrer Kirche. Die Verhandlungen scheinen sich ohne Er- gebnis fortgeschleppt zu haben, und Freiherr von Jörger blieb bis 1625 im Besitze der Kirche von Dorf 40 ' ) . Unklar ist das Bild der Entwick- lung im Gebiete der Altpfarre Pi c h 1 mit den Fil ialen Off e n- h au s e n, P e n n e w an g, P a c h m a n n i n g und S t e i n e r k i rs c h e n a m I n n b a c h. Achaz von Losenstein , der mit Christine von Perkheim und Wirting vermählt war, übte als Vogt von Pichl und Offenhausen seinen Einfluß zugunsten der A C aus 403 ) . Löbl besetzte auf seinem Reformationszug Pichl mit den vier Tochterkirchen nicht, angeblich wegen Mangel an katholischen Priestern. Das war möglich, doch schien Löbl ähnliche Rechtsbedenken zu haben wie wegen der Khevenhillerschen Pfarren. Da Achaz von Losenstein schon am 5. Mai 1597 verstorben war, standen Rechtshändeln di e Tore noch weiter off en. Der Kampf setzte sich hauptsächlich um Waizenkirchen fort. Auf diesen Markt und auf Pennewang wollte der Losensteiner schon längst seine Vogtherrlichkeit ausdehnen. W a i z e n k i r c h e n kam mit seinen Filialen P r a m b a c h k i r c h e n, S t. A g a t h a und H e i- 1 i g e n b e r g eine ähnliche Schlüsselstellung zu wie der Altpfarre Pichl. Der Losensteiner berief sich zur Begründung seiner Ansprüche auf seine Verwandtschaft mit den Perkheimern zu Wirting, Rossek und Weidenholz, Passau auf die bisherigen Rechtsgepflogenheiten. Ein Protest des Weihbischofs von Passau, den Löbl der Witwe Christine von Losenstein am 18. Februar 1599 zustellte, verlangte binnen vier- zehn Tagen die Vorlage beweiskräftiger Dokumente. Siegmund Lud- wig von Pollheim erwiderte am 11. Mai 1599 als Gerhab dem Landes- hauptmann, sie seien dem Weihbischof als Ausländer und als Privat- person nicht so viel Recht und Macht in diesem Erzherzogtum ge- ständig, die kaiserli chen Resolutionen (von 1590 und vom 18. Oktober und 5. Dezember 1598) nach seinem Gutdünken zu interpretieren und sie zu seinem Vorteile auszulegen. Die Sache stehe nur dem Kaiser zu 404 ) . Da der Streithandel noch 1603 lief, dürfte erst 1624 eine Wen- dung eingetreten sein. Ungeachtet di eses Rechtsstreites entsetzte Bi- 4 0 1) Haberl A ., Die Altpfarre Taiskirchen , S. 88 ff. <0 2 ) Haberl A ., a. a . O., S. 328 ff. 4 0 3) 1584 z. B. nahm die Filiale Steinerkirchen a. I. ilen katholischen Priester Matthias Steggruber ni cht an . Kurz M., Kurze Chron ik von Steinerkirchen-Ke- maten, S. 41. ü ber Christine von Perkheim vergl. Chronik des Schlosses Wirting, s. 14. ,o,) Beide Dokumente im Linzer Ordinariatsarchiv, PA. , Fasz. Waizenkirchen. 24"

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